„Wir wissen um die Lernfähigkeit im Alter und machen uns daher um den Bildungsserver keine Sorgen“

FRAGEN AN Dr. Peter Brandt, Leiter des Daten- und Informationszentrums am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) und Redaktionsleiter der DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung. Wir sprechen mit ihm über Erwachsenenbildung, den Deutschen Bildungsserver und die Zusammenarbeit beim InfoWeb Weiterbildung und der FIS Bildung Literaturdatenbank.

Dr. Peter Brandt

Dr. Peter Brandt

Herr Brandt, das DIE wendet sich mit seiner Arbeit an die Lehrenden und Forschenden in der Erwachsenenbildung. Werden auch die Lernenden selbst in den Blick genommen?

Das DIE betrachtet das Lernen und die Bildung von Erwachsenen als Produkt eines bestimmten Handlungsfeldes, in dem es Einrichtungen, Verbände und vor allem pädagogisch tätige Menschen gibt. Und diese Menschen, ich nenne sie mal Multiplikatoren, sollen mit möglichst validen Erkenntnissen darüber versorgt werden, wie das Lernen und die Bildung Erwachsener verbessert werden kann. Und an genau sie richtet sich das DIE mit seiner Forschung und seinen Angeboten. Obwohl es letztlich um die Lernenden geht, kommen sie doch nur indirekt in den Blick.

Also, keine Regel ohne Ausnahme?

Doch! Mit dem ProfilPASS, einem Instrument, mit dem Menschen ermitteln können, über welche Kompetenzen sie verfügen – egal ob in Bildungseinrichtungen, Familie oder Freizeit erworben – richten wir uns an die breite Bevölkerung. Er ist im Rahmen einer Projektförderung von Bund und Ländern in den frühen 2000er Jahren entstanden (übrigens unter Beteiligung des DIPF!) und ist unser Produkt mit der größten Reichweite. Seit einigen Wochen gibt es ihn auch zum kostenlosen Download – einer unserer Beiträge zum offenen Zugang zu Bildungsmaterialien.

Ein wichtiger Aspekt der gemeinsamen Arbeit ist auch die Datenlieferung. Zu welchen Angeboten trägt das DIE grundlegende Daten bei?

Ja, Datenlieferungen durch Partner wie uns sind die scheinbar spröde Voraussetzung für überzeugende Informationsprodukte, wie sie das DIPF über seine Informationsinfrastrukturangebote bereitstellt. Das gilt zum Beispiel für das InfoWebWeiterbildung, die Suchmaschine des Deutschen Bildungsservers für Weiterbildungskurse, zu der das DIE Deutschlands einzige Datenbank mit Train-the-Trainer-Angeboten beiträgt (Qualidat). Noch viel mehr trifft das für die Literaturdatenbank FIS-Bildung zu: Das DIE steuert hier seit Jahren wesentliche Anteile der Metadaten zur erwachsenenpädagogischen Literatur bei. Und auch an den erwachsenenpädagogischen Dossiers auf dem Deutschen Bildungsserver selbst haben wir in den letzten Jahren immer mal wieder mitgewirkt. Wir machen all das gerne, auch wenn die Rolle des Zulieferers nicht immer eine dankbare ist, zumindest keine, mit der man viel „Ruhm und Ehr“ erreicht.

Profitiert das DIE auch vom Datenaustausch?

Über FIS-Bildung erreichen unsere Literaturdaten deutlich höhere Reichweiten, das ist schon mal ein positiver Effekt. Und ganz erheblich erleichtert wird unsere Zuarbeit durch die Unterstützung, die wir umgekehrt vom DIPF erfahren, etwa für unser Portal wb-web, mit dem wir erwachsenenpädagogische Lehrkräfte vernetzen und informieren. Auch beim InfoWeb Weiterbildung deutet sich eine solche Unterstützung an, da das DIE derzeit die Möglichkeiten prüft, die vielen Kursdaten, die dort zugänglich sind, für Forschungszwecke zu archivieren und als Forschungsdaten aufzubereiten. Das DIPF ist hierbei ein unterstützender Partner.

Im November hat die OER-Infostelle ihre Arbeit am DIPF aufgenommen. Welchen Part übernimmt dabei das DIE?

Das OERinfo-Projekt und die zugehörige Förderwelle ist eine große Chance für den Bildungsbereich. Endlich können Informationen rund um die Nutzung freier Lernmaterialien in größerem Stil zusammengetragen und geteilt werden. Dem DIE kommt dabei die Rolle zu, bildungsbereichsspezifisch zur zentralen Transferstelle beim DIPF beizutragen. Wir werden versuchen, Erwachsenen- und Weiterbildung von den Chancen zu überzeugen, die OER bieten, zugleich aber auch die Risiken und Vorbehalte klar benennen (lassen). Dabei kommt uns die Feldnähe zugute, die das DIE seit jeher auszeichnet. Besonders mit den Kursleitenden und Trainern können wir über unser Portal wb-web einen guten Austausch darüber hinbekommen. Dass das DIPF bei OERinfo einen zentralen Part übernimmt und über alle Bildungsbereiche hinweg Infrastrukturen vorhält, ist nur folgerichtig. Für den Bund der Steuerzahler wäre es nicht erklärlich, wenn hier Doppel- und Dreifacharbeiten entstünden.

Was wünschen Sie dem Deutschen Bildungsserver zum 20. Geburtstag?

Mit 20 hat man die Pubertät ja schon länger hinter sich und startet voller Optimismus ins pralle Leben. Die optische Auffrischung, die dem Bildungsserver bevorsteht, kommt in dieser Logik vielleicht etwas zu früh, medizinisch ist sie aber wohl unstrittig zu verordnen gewesen. Wie alt der Bildungsserver damit werden kann, darüber entscheiden nicht zuletzt die User und die Algorithmen im Netz, die diese lenken. Noch sind wir weit davon entfernt, dass Google die besseren Ergebnisse zu Bildungsthemen liefert als der Bildungsserver mit seiner kompetenten Redaktion. Aber irgendwann könnte es soweit sein. Dann braucht der Bildungsserver vielleicht einen veränderten Auftrag. Als Erwachsenenbildner wissen wir um die Lernfähigkeit bis ins hohe Alter, deshalb machen wir uns um den Bildungsserver keine Sorgen. Bis auf weiteres wünschen wir ihm die verdient hohe Reichweite und dem Team viel Freude und Kreativität.

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