„Ohne den Deutschen Bildungsserver gäbe es kein ELIXIER“

Der Deutsche Bildungsserver betreibt gemeinsam mit den Landesbildungsservern und anderen Kooperationspartnern das Portal ELIXIER, eine Suchmaschine für Bildungsmedien im Internet. Das Informationssystem umfasst etwa 50.000 Bildungsmedien und Unterrichtsmaterialien. FRAGEN AN Hans Rauch, bis Mai 2016 Leiter des hessischen Landesbildungsservers und langjähriger Wegbegleiter des Deutschen Bildungsservers. Mit ihm sprachen wir über Vernetzung und Redaktionsarbeit, über Qualität und Metadaten. Und darüber, was gute Kooperation ausmacht.

Hans Rauch

Hans Rauch, bis Mai 2016 Leiter des hessischen Landesbildungsservers

Herr Rauch, wie ist das Portal ELIXIER entstanden?

Als Bottom-up-Projekt! Die deutschen Bildungsserver haben sich überlegt, wie sie die Früchte ihrer Arbeit so teilen können, dass alle etwas davon haben. Anfangs standen wir vor zwei Möglichkeiten: Entweder wir entwickeln eine gemeinsame Bildungsserver-Engine, also eine gemeinsame technische Plattform, bei der das Bereitstellen und Teilen von Inhalten kein Problem ist, oder wir machen die verschiedenen Materialien aller Bildungsserver allen zugänglich. Die erste Idee war nicht tragfähig, sie hätte die Umstellung jedes einzelnen technischen Systems bedeutet. Eine gemeinsame Suchmaschine hingegen war leichter zu realisieren. Und genau das ist ELIXIER: Alle Partner beschreiben ihre sehr unterschiedlichen Quellen und Materialien nach einem einheitlichen Schema, den ELIXIER-Standards bzw. Metadaten. Die im DBS integrierte Suchmaschine sammelt die Daten und ermöglicht es, sie auch auf der jeweils eigenen Plattform einzubauen.

Und alle Kooperationspartner halten die Standards ein?

Ja, weil jeder Interesse daran hat, seinen Daten zu teilen! Klar gibt es unterschiedliche Interessen – jeder kommt ja aus einer anderen Richtung. Wir mussten uns verständigen, welche Merkmale und Funktionalitäten wir letztendlich anbieten wollen. Es war und ist ein permanenter Prozess. Schwierig wird es dann, wenn an einem großen Datenbestand etwas geändert werden muss.

Ein Beispiel?

Wenn man aus einer beliebigen Schlagwortliste ein kontrolliertes Schlagwortverzeichnis machen will, muss man Arbeit reinstecken. Bei ELIXIER funktionierte das auf Freiwilligkeit; es gab weder einen expliziten Auftrag, noch zusätzliche Ressourcen dafür. Natürlich gehört es zum Beispiel zum Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung, politische Materialien zu entwickeln und sie zugänglich zu machen. Aber wie sie das macht, das bleibt ihr überlassen. Bei den Ländern ist alles noch etwas komplizierter, weil es wegen der Bildungshoheit mit einer verbindlichen Kooperation ganz schwierig ist.

Wie lange dauerte es, bis ELIXIER so aussah wie jetzt?

Von der Idee bis zur Umsetzung ging es erstaunlich schnell. Innerhalb eines Jahres hatten wir den Prototypen gebaut, mit dem wir dann angefangen haben zu arbeiten. Wir haben diskutiert, verändert und angepasst. Nach drei, vier Jahren kam ELIXIER ins Laufen. Wir hatten ungefähr Ressourcen für ungefähr 20 Fächer. Nicht wirklich viel, wenn man bedenkt, dass es Fächer gibt, bei denen mit 20.000 Materialien gerade ein, zwei Jahrgänge abgedeckt sind. Nachdem alle Datenpools nachbearbeitet sind, haben wir jetzt rund 50.000 Datensätze.

Wie wird die Qualität überprüft? Gibt es konkrete Qualitätsstandards?

Beim letzten Treffen der deutschen Bildungsserver im Frühjahr haben wir uns gemeinsam auf die verbindliche Einhaltung von sechs Qualitätskriterien geeinigt. Wichtig sind zum Beispiel inhaltliche Qualität und sachliche Richtigkeit der Materialien. Die wird zum einen dadurch gewährleistet, dass ELIXIER-Zulieferer wie beispielweise die Bundeszentrale für politische Bildung Experten für ihre Themen sind. Zum anderen haben die Redakteure der Bildungsserver viel Erfahrung damit, geeignete Unterrichtsmaterialen im Internet zu finden und so zu erschließen, dass Lehrkräfte schnell entscheiden können, ob sie das brauchen können oder nicht.

Das zweite Kriterium ist Sprache. Sie muss der Zielgruppe angemessen und auch möglichst einfach sein. Für uns heißt das: Lehrkräfte und Schüler/-innen. Wenn sich etwas an Schüler wendet sollte es natürlich nicht im Hochschuljargon geschrieben sein.

Drittes Kriterium: Werbung. Viele Angebote werden heute mit Werbung finanziert. Wichtig ist, dass sie ganz deutlich als solche erkennbar ist, angemessen ist und den eigentlichen Inhalt nicht überlagert. Man darf nicht das Gefühl haben, der Inhalt diene nur dazu, die Werbung zu platzieren! Eigentlich ein einfaches Kriterium, aber da steckt der Teufel im Detail. Denn eine Seite kann zum Zeitpunkt X als für den Unterricht geeignet angesehen werden, zwei Tage später aber ändert sich die Seite und der Betreiber schaltet plötzlich viel mehr oder andere Werbung. Solche Seiten nehmen wir im Zweifelsfall auch wieder heraus. Was ursprünglich mal eingestellt wurde und was letztlich sichtbar ist, ist leider nicht immer dasselbe.

Welche Rolle hat der Deutsche Bildungsserver bei der Entwicklung von ELIXIER gespielt?

Ohne ihn gäbe es kein ELIXIER! Das muss man klar sagen. Die Kollegen vom Deutschen Bildungsserver haben den Prozess moderiert und die technische Plattform dafür bereitgestellt. Mit der BONSAI-Gruppe gab es eine gemeinsame Arbeitsplattform, in der wir zwei Mal im Jahr jeweils zwei Tage lang Ideen entwickeln und auch umsetzen konnten. Förderlich war auch, dass sich das DBS-Team immer sehr kooperativ verhalten und zu keinem Zeitpunkt versucht hat zu bestimmen, wo es lang geht. Man diskutierte immer sachlich miteinander – es war und ist einfach ein sehr, sehr guter Austausch!

Was wünschen Sie dem Deutschen Bildungsserver zum 20. Geburtstag?

Dass er sich optisch modernisiert! Er hat so unglaublich viele und gute Inhalte. Leider hält einen die etwas altbackene optische Oberfläche manchmal davon ab, weiter zu recherchieren, tiefer zu gehen. Ich wünsche mir auch, dass die Kooperation zwischen Deutschem Bildungsserver und den Landesbildungsservern, die über so viele Jahre gewachsen ist, weitergeführt, ausgebaut und verstetigt wird. Dazu müssen auch die Kooperationspartner ein Signal setzen und bereit sein etwas zu investieren. Denn eines ist klar: Diese Kooperation gelingt auf Dauer nur, wenn Geben und Nehmen in einem guten Verhältnis stehen!

Hans Rauch war bis Mai 2016 Leiter des hessischen Landesbildungsservers. Als langjähriger Wegbegleiter des Deutschen Bildungsservers war er von Beginn an Mitglied der Bonsai-Gruppe, eine Arbeitsgruppe, in der sich die Entwickler aller deutschen Bildungsserver über neue technische Entwicklungen und Ideen für neue Projekte austauschen. Dabei entstand auch das Projekt ELIXIER.

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