Allensbach-Umfrage zur Schulpolitik und zum Lehrerbild in Deutschland

Die Mehrheit der Bundesbürger erteilt dem Bildungsföderalismus nach der von der Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH und dem Deutschen Philologenverband beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegebenen Studie „Aktuelle Fragen der Schulpolitik und das Bild der Lehrer in Deutschland“ eine Absage. Denn mehr als 60 Prozent sprechen sich für eine zentrale Regelung der Schul- und Bildungspolitik aus. Dabei werden vor allem in den neuen Bundesländern Werte von weit über 70 Prozent erreicht. Im Umkehrschluss sind die Werte auf einer Schulnoten-Skala von eins bis sechs zur Zufriedenheit mit der Bildungspolitik der Länder entsprechend schlecht. Die besten Ergebnisse erzielen dabei Bayern (3,29) Hessen und Sachsen (3,4). Berlin (3,9) und Schleswig-Holstein schneiden besonders schlecht ab (4,19).
In einem weiteren Teil der Befragung wurde das Bild des Lehrers in Deutschland und den von guten Lehrkräften geforderten Eigenschaften erfragt. Hier bestätigen sich die Ergebnisse aus der vorjährigen efragung. Die ie Fähigkeit, Kinder motivieren und begeistern zu können sowie eine hohe fachliche Kompetenz sind die wichtigsten Eigenschaften eines guten Lehrers. Des Weiteren zeigt sich in der Beurteilung des Lehrerbildes auch eine hohe Ambivalenz, da einerseits anerkannt wird, dass Lehrer einen anstrengenden und verantwortungsvollen Beruf ausüben. Andererseits sind einige Klischees über Lehrer (viel Freizeit und Geld und häufige Klagen über berufliche Belastungen) immer noch sehr verbreitet in der Bevölkerung.
Die Umfrage wurde im Rahmen des Wettbewerbs „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“, den die Vodafone Stiftung gemeinsam mit dem Deutschen Philologenverband ausrichtet, zum zweiten Mal durchgeführt.

Pressemitteilung Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
Digitale Pressemappe zur Allensbach-Umfrage

Außerordentliche Bologna-Ministerkonferenz 2010 in Budapest und Wien

Am 11./12. März 2010 findet in Budapest und Wien eine außerordentliche Konferenz   der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess statt.  Außerordentlich aus verschiedenen Gründen – zum einen wird der bisherige zweijährliche Rhythmus vernachlässigt, zum anderen sollte der Bologna-Prozess ursprünglich 2010 seinen Abschluss finden und schließlich nahm er vor gut zehn Jahren seinen Anfang, weshalb manche von einer Jubiläums-Konferenz sprechen. Statt einer Abschlussfeier ist also eher eine Bewertung und Einschätzung des zehnjährigen Reformprozesses vorgesehen sowie der verbleibenden Herausforderungen und Perspektiven. Die Konferenz kann im Internet via Video Livestream verfolgt werden.

Auf dem Programm stehen werden Themen wie Abschlüsse und Studienordnungen,  Qualitätssicherung, Anerkennung und Mobilität sowie die Soziale Dimension des Bologna-Prozesses. Mit den Entwicklungen der letzten zehn Jahre befassen sich verschiedene Berichte und Hintergrunddokumente  

In Deutschland hat die Umsetzung des Bologna-Prozesses im vergangenen Jahr zu heftigen Kontroversen zwischen Interessenvertretern aus Politik, Hochschulen und Studentenschaft geführt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gab bei der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz eine Befragung Bachelor-Studierender zu ihren Erfahrungen in Studium und Lehre in Auftrag.

Die Kultusministerkonferenz KMK beschloss Ende letzten Jahres nach einem gemeinsamen Treffen mit der Hochschulrektorenkonferenz HRK Eckpunkte zur Korrektur der „Ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Master-Studiengängen“ und der „Rahmenvorgaben für die Einführung von Leistungspunktsystemen und die Modularisierung“ Die anstehende Ministerkonferenz nehmen einige Interessenvertreter zum Anlass, teils recht unterschiedliche Forderungen an Politik und Reformprozess zu formulieren. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Weitere Stellungnahmen werden eventuell folgen.

In Baden-Württemberg haben Landesregierung und Wissenschaftsministerium in einem eigenen Bologna-Kongress  am 08. März 2010 eine Zwischenbilanz gezogen, die einer künftig flexibleren Gestaltung des Reformprozesses dienlich sein soll. Eine Dokumentation wird folgen.

Die Einrichtung des Centrums für Hochschulentwicklung CHE Consult  unternimmt nach eigenen Angaben den Versuch, die Bologna-Reform als Chance zu nutzen und studentische Partizipation anzuregen. TU9 German Institutes of Technology e.V., Verband technischer Universitäten in Deutschland , legt ein Zehn-Punkte-Papier mit Verbesserungsvorschlägen zum Bologna-Prozess vor. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Abschlüssen, Anerkennung, Durchlässigkeit und Mobilität.

Eher kritischere Töne versammelt ein in der Frankfurter Rundschau veröffentlichtes Special zur Bologna-Reform  , die Zwischenbilanz  fällt gemischt aus.

Eine Ökonomisierung der Bildung befürchten Teile der Studentenschaft in verschiedenen Ländern, die sich zu einer Protestbewegung  formieren und einen Alternativgipfel zur Ministerkonferenz planen. Das Motto Bologna burns  ist laut Initiatoren weniger militant gemeint, sondern bezieht sich mehr auf brennende Probleme im Reformprozess.

EFI-Gutachten zum Bologna-Prozess in Deutschland

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr drittes „Gutachten zu Forschung, Innovation und Technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands“ gestern Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht.

Danach sind wichtige Ziele des Bologna-Prozesses in Deutschland bisher in vielen Studiengängen nicht erreicht worden. Die Zahl der Studienabbrüche ist nicht gesunken, der Hochschulzugang ist nach wie vor sozial selektiv und die internationale Mobilität konnte nicht verbessert werden. Als Grund für die Probleme sieht die EFI die mangelnde Anpassung der Lehrinhalte an das neue Studiensystem und die Einschränkung der Wahlmöglichkeiten der Studierenden. Vor allem die für die Innovationsstärke Deutschlands besonders wichtigen MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) haben von der Bologna-Reform fast gar nicht profitiert. Zudem steigt die Abbrecherquoten in den MINT-Fächern seit dem Jahr 2000 kontinuierlich an.

Aus diesem Grund fordert die EFI unter anderem mehr Freiheit für die Hochschulen in der Gestaltung der Studiengänge und die Nutzung der Freiräume durch die Hochschulen

Presseinformation zum Gutachten der EFI
Statement des Kommissionsvorsitzenden Prof. Harhoff bei der Übergabe des Gutachtens der Expertenkommission
Kurzfassung des Gutachtens

Bundesbildungsministerin Schavan legt Entwurf für Nationales Stipendienprogramm-Gesetz (NaStipG) vor!

Wie u.a. in „Die Zeitberichtet, will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zukünftig bis zu 160 000 der leistungsbesten Studenten in Deutschland mit einem monatlichen Stipendium von 300 Euro fördern.

Dies sieht der Entwurf des Nationales Stipendienprogramm-Gesetz (NaStipG) vor, der am Wochenende Bundesländern und Verbänden zur Stellungnahme übersandt wurde. Finanziert werden sollen die Stipendien je zur Hälfte aus staatlichen Mitteln sowie aus Spenden von Wirtschaft und Sponsoren. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Vergabe der Stipendien ausschließlich nach Leistung und Begabung erfolgen soll. Gesellschaftliches Engagement und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sollen ebenso berücksichtigt werden, wie familiäre Herkunft oder Migrationshintergrund.
Das Modell ist an das nordrhein-westfälische Landesstipendiensystem angelehnt, welches seit einem Jahr existiert. Die Notwendigkeit eines Bundesgesetzes wird im BMBF begründet mit der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet.

Kritisch geäußert hat sich Professor Andrä Wolter von der TU Dresden in einem Interview im Informationsdienst „Böckler Impuls“ der Hans-Böckler-Stiftung. Wolter plädiert für eine deutliche Ausweitung des allgemeinen Bafögs für bedürftige Studenten, da das geplante Gesetz die Probleme der Studienfinanzierung in Deutschland nicht löse.

Bund und Länder erhöhen Mittel für Bildungsforschung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) haben sich schon am 02.02.2010 darauf verständigt, wie zukünftig Bildungsforschung und -monitoring gestärkt werden wird (zur Pressemitteilung).

2,6 Millionen Euro im Jahr sollen mehr dafür ausgegeben werden. Die nationalen und internationalen Vergleichsstudien (z.B. PISA, IGLU) sollen nunmehr durch das Institut für Qualitätsentwicklung in der Bildungsforschung (IQB) koordiniert werden. Um eine Monopolisierung der Bildungsforschung in diesem Bereich zu vermeiden, wird die PISA-Studien künftig von einem Verbund namhafter Bildungsforschungsinstitute durchgeführt. Dem PISA-Verbund werden die Technische Universität München (TUM), das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main und das Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel angehören.

Darüber hinaus haben sich Bund und Länder auch darauf verständigt, den ebenfalls unter Federführung des DIPF erstellten Bericht „Bildung in Deutschland“ zu verstetigen.

Gutachten über das Recht auf inklusive Bildung

Nach einem neuen Gutachten von Prof. Dr. Eibe Riedel zur Wirkung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung auf das deutsche Schulsystem, welches von der Elterinitiative „Landesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben gemeinsam lernen Nordrhein-Westfalen“ (zur Pressemitteilung) und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) (zur Pressemitteilung) in Auftrag gegeben wurde, haben behinderte Kinder sofort das Recht, gemeinsam mit nicht behinderten Kindern eine allgemeine Schule zu besuchen. Dieser Anspruch gilt für das einzelne Kind unabhängig von anders lautenden Schulgesetzen.

D.h., dass Bund und Länder zügig inklusive Bildung verwirklichen und dafür auch Qualitätsmaßstäbe festlegen müssen. Dies ist besonders wichtig, da Deutschland ohnehin in der Schulbildung für behinderte Kinder hinterherhinkt und im europäischen Vergleich mit einer Integrationsquote von 15,7 Prozent den letzten Platz belegt.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, begrüßt das Gutachten und forderte die Länder auf, Vorkehrungen für hochwertige inklusive Bildung zu treffen (zur Pressemitteilung).

Zufriedenheit und Wohlbefinden von Eltern

Die Stiftung Ravensburger Verlag hat erste Ergebnisse der von ihr in Auftrag gegebenen Studie „Elterliches Wohlbefinden“ präsentiert.
Ganz allgemein wurde die familiäre und berufliche Situation von Eltern in Deutschland, ihre subjektiven und objektiven Zukunftserwartungen an Politik und Gesellschaft sowie ihre Grundprinzipien und Werte erfragt. Dazu geht das Konzept des elterlichen Wohlbefindens von einem komplexen Zusammenspiel der Dimensionen materielles Wohlbefinden, Wohlbefinden in den Bereichen Erwerbstätigkeit, Gesundheit und Persönlichkeit, sozialer Netzwerke, Bildung und Familienpolitik aus.
Eine erste Auswertung der Ergebnisse ist in der Zusammenfassung der Studie zu finden. Die Veröffentlichung mit allen Ergebnissen soll Ende 2010 erscheinen.

Gründe für den Studienabbruch

Im Projektbericht „Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen“ hat das Hochschul-Informations-System (HIS) Ursachen für den Studienabbruch ermittelt.
Damit liegen zum ersten Mal repräsentative Daten zu den Ursachen und Motiven des Studienabbruchs in den Bachelor-Studiengängen an deutschen Hochschulen vor. Im OECD-Ländervergleich liegt Deutschland mit einer Studienabbruchquote von 21 % im unteren Mittelfeld
31 % der Studienabbrecher scheitern aus Gründen der Überforderung, wobei hier 20 % auf Leistungsprobleme und 11 % auf Prüfungsversagen entfallen. 19 % der Befragten führten Probleme der Studienfinanzierung als Grund an. Und noch 18 % brechen ein Studium aufgrund mangelnder Studienmotivation ab. Darüber hinaus kommt es zu einer zeitlichen Verlagerung des Abbruchs im Vergleich von Bachelor- und traditionellen Studiengängen. der Studienabbruch findet zu einem erheblich früheren Zeitpunkt statt.

Weitere Informationen bietet auch die Pressemitteilung des HIS zum Projektbericht.

20.01.2010 Diskussion:
Ein notwendiger Diskussionsbeitrag zur Studie des HIS ließ nicht lange auf sich warten! Jürgen Kaube stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) unter dem Titel „Der Zahlenglaube der Hochschulpolitik“ die wie in Stein gemeißelten Zahlen der HIS-Studie als unbezweifelbare Grundlage für hochschulpolitisches Handeln in Frage.

Sachverständigenrat empfiehlt Bildungsoffensive

Wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet wird, fordert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die Bundesregierung dazu auf, eine „Bildungsoffensive“ zu starten. Zur Überwindung der Krise und einer nachhaltige Erholung reichen die bisherigen Bemühungen nicht aus. Zu diesem Ergebnis kam unlängst auch schon der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsminister. Zwei Defizite hat der Sachverständigenrat im internationalen Vergleich ausgemacht. Diese sind zu niedriges Bildungsniveau und fehlende Chancengleichheit. Der Sachverständigenrat hat dabei sehr wohl im Blick, dass bei der zwischen Bund und Ländern verabredeten Steigerung der gesamtstaatlichen Ausgaben für Bildung und Forschung bis 2015 auf 10 Prozent die Konsolidierung schwieriger wird, aber dem generellen Ziel nicht widersporchen wird. Er rät deshalb, mehr in die frühkindliche Erziehung zu investieren, wozu auch ein verpflichtendes Vorschuljahr und die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen gehört.

Jubiläumsgästebuch zu 10 Jahre Geschäftstelle des Deutschen Bildungsservers

Im Herbst 2009 besteht die Geschäftsstelle des Deutschen Bildungsservers am Informationszentrum Bildung des Deutschen Institutes für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) stolze zehn Jahre!
Bereits 1996 ging die Beta-Version des Portals ans Netz, damals als ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Entwicklungsprojekt an der Humboldt-Universität zu Berlin, geleitet von Prof. Peter Diepold.
Zum 1. Oktober 1999 wurde der Bildungsserver, nunmehr auf Beschluss von Bund und Ländern, am DIPF dauerhaft institutionalisiert; seither steht er als Internet-Wegweiser zum Bildungswesen in Deutschland allen mit Bildungsthemen befassten Professionen und – als ein öffentlicher Bürgerservice – allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung.
Zu diesem Anlass wurde ein Jubiläumsgästebuch eingerichtet und UnterstützerInnen und WegbegleiterInnen haben bereits ihren Bezug zum Deutschen Bildungsserver und seinem 10jährigen Bestehen in freundliche und ermutigende Worte zum Weitermachen gefasst.
Alle Nutzerinnen und Nutzer sind herzlich eingeladen
, ihre ganz eigene Sicht auf 10 Jahre Bildungsinformation und Service durch den Deutschen Bildungsserver kundzutun und das Gästebuch mit Beiträgen zu bereichern.

Während der vergangenen 10 Jahre hat der Deutsche Bildungsserver mehrfach sein Gewand gewechselt. Dies veranschaulicht ein Rückblick der besonderen Art in Form einer virtuellen Bildergalerie des Erscheinungsbildes des Portals, auf die wir besonders aufmerksam machen möchten.