Am 11./12. März 2010 findet in Budapest und Wien eine außerordentliche Konferenz der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess statt. Außerordentlich aus verschiedenen Gründen – zum einen wird der bisherige zweijährliche Rhythmus vernachlässigt, zum anderen sollte der Bologna-Prozess ursprünglich 2010 seinen Abschluss finden und schließlich nahm er vor gut zehn Jahren seinen Anfang, weshalb manche von einer Jubiläums-Konferenz sprechen. Statt einer Abschlussfeier ist also eher eine Bewertung und Einschätzung des zehnjährigen Reformprozesses vorgesehen sowie der verbleibenden Herausforderungen und Perspektiven. Die Konferenz kann im Internet via Video Livestream verfolgt werden.
Auf dem Programm stehen werden Themen wie Abschlüsse und Studienordnungen, Qualitätssicherung, Anerkennung und Mobilität sowie die Soziale Dimension des Bologna-Prozesses. Mit den Entwicklungen der letzten zehn Jahre befassen sich verschiedene Berichte und Hintergrunddokumente
In Deutschland hat die Umsetzung des Bologna-Prozesses im vergangenen Jahr zu heftigen Kontroversen zwischen Interessenvertretern aus Politik, Hochschulen und Studentenschaft geführt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gab bei der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz eine Befragung Bachelor-Studierender zu ihren Erfahrungen in Studium und Lehre in Auftrag.
Die Kultusministerkonferenz KMK beschloss Ende letzten Jahres nach einem gemeinsamen Treffen mit der Hochschulrektorenkonferenz HRK Eckpunkte zur Korrektur der „Ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Master-Studiengängen“ und der „Rahmenvorgaben für die Einführung von Leistungspunktsystemen und die Modularisierung“ Die anstehende Ministerkonferenz nehmen einige Interessenvertreter zum Anlass, teils recht unterschiedliche Forderungen an Politik und Reformprozess zu formulieren. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Weitere Stellungnahmen werden eventuell folgen.
In Baden-Württemberg haben Landesregierung und Wissenschaftsministerium in einem eigenen Bologna-Kongress am 08. März 2010 eine Zwischenbilanz gezogen, die einer künftig flexibleren Gestaltung des Reformprozesses dienlich sein soll. Eine Dokumentation wird folgen.
Die Einrichtung des Centrums für Hochschulentwicklung CHE Consult unternimmt nach eigenen Angaben den Versuch, die Bologna-Reform als Chance zu nutzen und studentische Partizipation anzuregen. TU9 German Institutes of Technology e.V., Verband technischer Universitäten in Deutschland , legt ein Zehn-Punkte-Papier mit Verbesserungsvorschlägen zum Bologna-Prozess vor. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Abschlüssen, Anerkennung, Durchlässigkeit und Mobilität.
Eher kritischere Töne versammelt ein in der Frankfurter Rundschau veröffentlichtes Special zur Bologna-Reform , die Zwischenbilanz fällt gemischt aus.
Eine Ökonomisierung der Bildung befürchten Teile der Studentenschaft in verschiedenen Ländern, die sich zu einer Protestbewegung formieren und einen Alternativgipfel zur Ministerkonferenz planen. Das Motto Bologna burns ist laut Initiatoren weniger militant gemeint, sondern bezieht sich mehr auf brennende Probleme im Reformprozess.
Pingback: Randnotizen » Feed-Ausbeute Februar & März 2010