Verlage beim Workshop „Open Access Erziehungswissenschaften“

Auf Einladung des Informationszentrums Bildung am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung trafen sich am 13.08.2009 Vertreter erziehungswissenschaftlicher Kooperationsverlage des Projektes „peDOCS“ zum Workshop „Open Access Erziehungswissenschaft“. Folgende Verlage waren vertreten: Vandenhoeck & Ruprecht, Bildungsverlag1, VS Verlag, Waxmann Verlag, Kassel University Press, W. Bertelsmann, Wochenschau Verlag, Projekt Verlag. Aktuell kooperiert peDOCS mit 14 erziehungswissenschaftlichen Verlagen.

Hintergrund: Open-Access-Kooperation

Hintergrund des Treffens ist ein Kooperationsmodell zwischen dem fachlichen Dokumentenserver peDOCS und erziehungswissenschaftlichen Verlagen auf der Basis von „open access“: Verlage stellen erziehungswissenschaftliche Texte kostenfrei zur Open-Access-Publikation auf www.pedocs.de zur Verfügung und erhalten ihrerseits dafür breite Sichtbarkeit innerhalb der Zielgruppe „Erziehungswissenschaft“. Die Einbindung von peDOCS in das etablierte Fachportal Pädagogik ermöglicht eine umfassende Suchbarkeit dieser Verlags-Dokumente über die hoch frequentierte erziehungswissenschaftliche Literaturdatenbank FIS Bildung (siehe hierzu auch das Interview im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels vom 6.8.09). Weiterhin garantiert peDOCS die Langzeitarchivierung der Dokumente.

Erste positive Bilanz der Open-Access-Kooperation

Die beteiligten Verlage, die unterschiedliche Schwerpunkte in der Kooperation mit peDOCS setzen, kommen insgesamt zu einem positiven Ergebnis: Nachdem vor rund 6 Monaten die ersten Verlagstexte auf peDOCS kostenfrei für die Allgemeinheit publiziert wurden, sind teilweise befürchtete negative Auswirkungen auf die Verkäufe der parallel im Print-Format kostenpflichtig angebotenen Texte nicht eingetreten. Stattdessen wurden diejenigen Texte, die nunmehr Open-Access-zur Verfügung stehen, zum Teil bis zu 400mal heruntergeladen – Autor und Verlag haben über peDOCS 400 neue Leser gewonnen. Gewinnbringend für den Autor werden insbesondere jene Nutzer sein, die den Autor dann wiederum in ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit zitieren und so die Zitationshäufigkeit des Textes erhöhen. Damit einher gehen mittelbar positive Effekte für den Bekanntheitsgrad des Fachverlages. Zusammenfassend erzielt Open Access positive Marketingeffekte für Verlag und Autor.

Erfolg einzelner Kooperations-Modelle

Im Verlauf der Kooperationsverhandlungen kristallisierten sich einzelne konkrete Kooperationsmodelle zwischen Open-Access-Plattform und Verlag heraus:
Am häufigsten wählen erziehungswissenschaftliche Verlage das Modell des Selective Access: dabei stellt der Verlag einzelne Sammelwerksbeiträge aus einem ganzen Sammelwerk kostenfrei zur Verfügung. Die Überlegungen der Verlage bauen auf den Effekt des „Volltext-Teasers“: der Nutzer gewinnt mit der freien Lektüre eines einzelnen Volltextes das Interesse am gesamten Werk und entschließt sich im Idealfall zum Kauf der Printfassung. Dieses Modell erscheint insbesondere für die Erziehungswissenschaft geeignet, denn knapp 50 % aller erziehungswissenschaftlichen Publikationen werden in Sammelwerken veröffentlicht. peDOCS konnte bis dato 263 Sammelwerksbeiträge aus Verlagskooperationen akquirieren.

An zweiter Stellen stehen die Modelle hybrides Publizieren, Delayed Access und Vergriffene Werke:
Im Fall des hybriden Publizierens stellt der Verlag parallel zur kostenpflichtigen Print-Ausgabe eine komplette Monographie im elektronischen Format open access zur Verfügung. Der gewünschte Effekt auf Seiten des Verlages ist vergleichbar mit dem des Selective Access: Die FIS Bildung Literaturdatenbank sorgt für die Distribution des Werkes, peDOCS gewährt kostenfrei Einblick in die Monographie. Neben der gewonnenen Sichtbarkeit für Autor und Verlag mag sich der eine oder andere Nutzer für den Kauf der Monographie im Print-Format entschließen – denn insbesondere Titel mit hohen Seitenzahlen werden kaum ausgedruckt und umständlich abgeheftet. Wer den Titel im Papierformat lesen möchte, bestellt ihn lieber klassisch im Buchhandel oder direkt online. peDOCS konnte bis dato 21 Monographien aus Open-Access-Kooperationen gewinnen.

Eine kleine, aber nicht unwesentliche Abwandlung des hybriden Publizierens stellt das Modell vergriffene Werke dar: peDOCS bietet dem Verlag und seinen Autoren eine Publikationsalternative im fachlichen Kontext, z.B. wenn eine zu geringe Print-Auflage einer Kostenkalkulation nicht standhält. Verlag und Autor halten das Werk verfügbar und können ggf. von der Nutzungsnachfrage auf peDOCS eine erneute Print-Publikation ableiten.

Das Modell Delayed Access bezieht sich auf den wissenschaftlichen Zeitschriftenmarkt: Verlage erlauben die Open-Access-Zweitveröffentlichung von Zeitschriften nach einer sog, „Embargofrist“ – im Fall der Erziehungswissenschaft nach 1 oder 2 Jahren. Auch hier stehen für den Verlag mittelbare Sichtbarkeitseffekte innerhalb der Zielgruppe im Vordergrund. Insgesamt konnte peDOCS bereits 805 Zeitschriftenbeiträge einwerben.

Noch im Anfangsstadium befindet sich die direkte Kooperation mit den genuinen Open-Access-Verlagen und infolgedessen die Anwendung des Modells Open Access direkt: Open-Access-Verlage sehen das Hosting der spezifisch erziehungswissenschaftlichen Dokumente im fachlichen Kontext eines erziehungswissenschaftlichen Repositoriums günstiger als auf einer nicht-fachlichen Dokumentenplattform – entscheidend ist die fachlich-dokumentarische Erschließung und Suchbarkeit über die FIS Bildung Literaturdatenbank.

Eine ganz andere Perspektive nimmt das Modell Innovationsförderung ein: Wenige Verlage stellen eine nicht unerhebliche Anzahl an Print-Publikationen zur Open-Access-Veröffentlichung zur Verfügung, sofern der Verlag nicht selbst für die Digitalisierung sorgen muss: „Open-Access“ gegen „Digitalisierung“.

Nutzerperspektive

Blickt man auf die Nutzungstendenz von Verlagsdokumenten im Zeitraum April-Juli 2009, so stehen Sammelwerksbeiträge in der Nutzernachfrage vor Monographien und Zeitschriftenbeiträgen. Insofern entspricht die quantitative Verteilung des Angebots an Dokumenttentypen in peDOCS der Nachfrage.

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