Der Deutsche Bildungsserver: Im Zentrum der informationellen Bildungsinfrastruktur

DAS WORT HAT Michael Kerres. Der Professor für Mediendidaktik und Wissensmanagement an der Universität Duisburg-Essen über Digitalisierung der Bildung, Lehr-Lernmittel der Zukunft und welche Rolle der Deutsche Bildungsserver dabei spielen kann.

Prof. Dr. Michael Kerres

Prof. Dr. Michael Kerres

Der Wandel hin zum Lernen mit digitalen Medien ist vielschichtig und erfordert ein koordiniertes Zusammenwirken verschiedener Akteure. Ein aktuelles Thema ist die Frage, wie wir die digitalen Lehr-Lernmittel für die Bildungsarbeit entwickeln und bereitstellen wollen. Bereits heute nutzen Lehrkräfte in Schulen diverse Materialien und Medien aus Quellen im Internet. Auf der einen Seite haben wir eine lange Tradition der Schulbuchverlage, die nach staatlicher Prüfung Medien für den Unterricht bereitstellen. Mit der Digitalisierung wird deutlich, dass diese Mechanismen auf diese Weise nicht mehr funktionieren, wenn es um die Frage der informationellen Bildungsinfrastruktur geht.

Wie wollen wir künftig Lehr-Lernmittel für die Bildungsarbeit bereit stellen?

Mit den „open educational resources“ zeichnen sich Varianten der Lizenzierung ab, die für die pädagogische Arbeit wichtige Vorteile mit sich bringen. Die digitalen Geräte mit den jeweiligen Software- und Hardwaremerkmalen und die Medieninhalte bilden – vernetzt durch das Internet – zunehmend eigenständige Ökosysteme, die von Unternehmen kontrolliert werden. Es sind Wege zu finden, wie die Lehr-Lernmittel der Zukunft –gemeinsam mit Software- und Hardwareanbietern, Verlagen oder anderen Akteuren – qualitätsgesichert und nachhaltig entwickelt und bereitgestellt werden können, um die pädagogische Arbeit sinnvoll zu unterstützen.

Die Digitalisierung zwingt dazu, neue Wege zu gehen.

Das föderale System der Bundesrepublik hat eine vielfältige Bildungslandschaft in den Bundesländern hervorgebracht, die sich auf diese neuen Rahmenbedingungen neu einstellen muss. Dazu gehören auch Landesbildungsserver, Landesmedienanstalten und andere Einrichtungen in den Ländern, die für die informationelle Bildungsinfrastruktur maßgeblich Verantwortung tragen. Die Digitalisierung zwingt dazu, neue Wege der Entwicklung und Bereitstellung zu gehen und gemeinsam kooperative Strukturen zu entwickeln, da bekanntlich das Internet nicht an Landesgrenzen halt macht. Im Dialog ist weiter zu klären, was die öffentliche Aufgabe bei der Gestaltung der digitalen Bildungsinfrastruktur letztlich ist.

Anforderungen müssen formuliert, Rahmenbedingungen geschaffen werden

Geht es darum, den Anbietern bei der Einführung effizienter Abrechnungssysteme in den Schulen zu helfen, geht es um eine vollständige Kontrolle aller Inhalte und Medien, die über das Internet für Unterricht bereit gestellt werden? Vermutlich nicht – es geht wohl eher darum, Anforderungen an eine pädagogische sinnvolle, informationelle Bildungsinfrastruktur zu beschreiben und die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass diese gemeinsam mit privaten Anbietern und anderen Akteuren in der ganzen Vielfalt entsteht. Ein komplexes Unterfangen, das viel Koordination, einiges an Erprobung und Erforschung erfordert und den Mut gemeinsam, etwas Neues anzugehen.

Der Deutsche Bildungsserver“ ist ein wichtiges Bindeglied zu den Akteuren in den Bundesländern

Was hat das mit dem Deutschen Bildungsserver zu tun, werden Sie vielleicht fragen? Für mich ist die Antwort ganz naheliegend: Der „Deutsche Bildungsserver“ hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem zentralen Punkt entwickelt, der zum einen Informationen zu Bildungsthemen auswählt, bewertet, systematisiert und mit Metadaten anreichert. Zum anderen ist er ein Bindeglied zu den Akteuren in den Bundesländern. Betrachtet man die beschriebenen Entwicklungen für eine informationelle Bildungsinfrastruktur, dann würde ich mir für den „Deutschen Bildungsserver“ eine wichtige Rolle wünschen. Austauschformate, wie Elixier, oder andere Metadaten-Services haben für die Entwicklung eines „offenen informationellen Ökosystems“ eine zentrale Funktion. Hinzu kommen von Nutzenden generierte Metadaten auf der Plattform edutags.de, die das Learning Lab gemeinsam mit dem Deutschen Bildungsserver entwickelt hat, die einen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten. Solche Mechanismen zu entwickeln und zu betreiben, erscheint mir eine Herausforderung, die nur national und koordiniert zu lösen ist. Der Deutsche Bildungsserver tritt damit nicht in Konkurrenz zu anderen privaten oder öffentlichen Inhalteanbietern, sondern managt Metadaten und den Austausch von Informationen der Anbieter.

Ich sage: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und alles Gute für die Zukunft!

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