Neben Informationen zu Bildung in verschiedenen Lebensphasen, werden beim Deutschen Bildungsserver auch übergreifende Themen aufbereitet wie zum Beispiel die Leseförderung. Für sie wurde eigens das Portal Lesen in Deutschland aufgesetzt. Mit seinen Informationen zu Materialien, zu Programmen, Initiativen und Veranstaltungen und zu Forschungsergebnissen trägt es viel zur Vernetzung der Akteure in der Leseförderung bei. Auch Lesen in Deutschland konnte übrigens einen runden Geburtstag feiern: Das Portal wurde 2015 zehn Jahre alt!
Regina Pantos
DAS WORT HAT Regina Pantos
Das Ehrenmitglied des Arbeitskreises für Jugendliteratur und Vorsitzende der Sonderpreisjury 2016 des Deutschen Jugendliteraturpreises über Entwicklungslinien in der Leseförderung, über die zahlreichen Akteure und Projekte und wie „Lesen in Deutschland“ bei ihrer Vernetzung helfen kann.
Leseförderung – ein altes Thema im Bereich Schule und Bibliothek
Bereits 1893 setzten sich deutsche Volksschullehrer mit ihrer Zeitschrift „Jugendschriftenwarte“ für dieses Thema ein. Diese Tradition setzt sich bis heute fort in der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der Bildungsgewerkschaft GEW. Auch die Gründung des Arbeitskreises für Jugendliteratur und des Deutschen Jugendliteraturpreises, der in diesem Jahr sein 60 jähriges Jubiläum feiert, diente diesem Zweck. Hierbei ging es allerdings zumeist um die Frage, welche Art von Lektüre für Kinder und Jugendliche angemessen und empfehlenswert sei.
Erst nach dem PISA-Schock richtig im Fokus
In den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit geriet das Thema Leseförderung jedoch erst richtig nach den ersten PISA Ergebnissen im Jahr 2000, als offenbar wurde, dass es in Deutschland bei vielen Kindern und Jugendlichen ganz einfach an Lesefähigkeit und Textverständnis haperte. Es wurde intensiv nach den Ursachen geforscht und es wurde nach Strategien gesucht, diesem Mangel zu begegnen. Es war klar, dass eine Gesellschaft, für die die Bildung der nachfolgenden Generation der Schlüssel für Wohlstand und Erfolg ist, auf kompetente Leserinnen und Leser nicht verzichten kann.
In der Leseförderung spielen viele Faktoren eine Rolle
Viele Initiativen im Bereich der Leseförderung entstanden seit dieser Zeit. Entsprechend der Devise „Lesen lernt man nur durch Lesen“ stellte sich die Frage, wie man es so attraktiv für Kinder machen könnte, dass sie mutig und motiviert sich an die Bücher heranmachen. Viele Projekte und Initiativen, die nach Methoden der Leseförderung suchten, wurden ins Leben gerufen. Deutlich wurde, dass es sich um ein recht komplexes Problem handelt. Viele Faktoren spielen eine Rolle: Zum Beispiel die Herkunft der Kinder und die Bedeutung des Lesens in der Familie, die Rolle der Mehrsprachigkeit vieler Kinder, der Zugang zu Büchern über Familie, Schule und Bibliothek, der Aufbau von Lesemotivation ohne Leistungsdruck aber auch die Anforderung, Leseförderung als Querschnittsaufgabe für alle Schulfächer zu sehen.
Zur Perspektive der Schule kam der Blick auf die frühkindliche Bildung hinzu
Hier fängt die haptische Beschäftigung mit dem Objekt Buch an und das Lesen von Bildern. In der Interaktion zwischen Kind – Buch – Bezugsperson entstehen Kommunikationsstrukturen, die weiter wirken und eine wichtige Bedeutung für das spätere Lesen haben. Viele Akteure bewegen sich also in diesem Feld: Eltern, Erzieher, Lehrer, Bibliothekare und Forscher in den Universitäten. Ihnen zur Seite stehen Tausende von ehrenamtlichen Lesepaten. Staatlich geförderte Programme wie „Lesestart“ oder „Buchstart“ sollen flächendeckend die Weichen stellen für einen positiven Start in die Grundschule. Hier stehen das Vorlesen und damit das Hören von Geschichten im Vordergrund.
Viele Projekte, Initiativen und Akteure aktiv
Will man dem Thema Leseförderung in all seinen Facetten gerecht werden, sind Kenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten gefragt: Entwicklungspsychologie, Soziologie, Pädagogik und Didaktik sowie intensive Kenntnis der Kinder- und Jugendliteratur. Diese Erkenntnis führte dazu, dass sich der Bundesverband Leseförderung (BVL) 2009 gründete mit dem Ziel, ein entsprechendes Berufsbild zu entwickeln. Durch ein modular aufgebautes Weiterbildungssystem kann die Qualifikation Lese- oder Literaturpädagoge seit einiger Zeit erworben werden. Einher mit der Professionalisierung in diesem Bereich ging der Ausbau eines Netzwerkes Leseförderung, das als Rückgrat und Motor dieser Entwicklung betrachtet werden kann.
„Lesen in Deutschland“ bietet einen unentbehrlichen Blick über den Tellerrand
Eine sehr wichtige Rolle in diesem Prozess spielt das 2005 gegründete Portal Lesen in Deutschland. Es versorgt alle am Thema „Leseförderung“ Interessierten ständig mit neuen und interessanten Informationen. Angesichts der Vielschichtigkeit des Themas und der Heterogenität der Akteure, die oft in kleinen Gruppen relativ isoliert nach neuen Wegen suchen, ist der monatliche Newsletter eine wahre Fundgrube für neue Anregungen und sicher auch für neue Kontakte. Da man im Bereich Leseförderung sicher nie auslernt und viele Einzelkämpfer aktiv sind, bietet das Portal einen unentbehrlichen Blick über den Tellerrand. Ein herzliches Dankeschön an die Redaktion!