Future Skills – Wie Bildung auf die Anforderungen der Zukunft reagieren kann

Interview mit Dr. Henning Koch, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Wie können Schulen und Hochschulen junge Menschen auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten? Im Rahmen der Aktionswochen des Deutschen Bildungsservers zum Thema „Future Skills“ spricht Dr. Caroline Hartmann für Bildung auf die Ohren mit Dr. Henning Koch vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Im Interview erklärt Dr. Koch, was Future Skills wirklich sind, welche Kompetenzen in den nächsten Jahren entscheidend werden – von KI-Kompetenz über kritisches Denken bis Nachhaltigkeit – und wie Bildungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam an einer zukunftsfähigen Lernkultur arbeiten können.

Zum Interview mir Dr. Henning Koch

(16:22min)


Lesefassung

Willkommen bei einer neuen Folge von Bildung auf die Ohren, dem Podcast des Deutschen Bildungsservers. Heute sprechen wir mit Dr. Henning Koch vom Stifterverband über die Bedeutung von Zukunftskompetenzen in der Bildung. Schön, dass Sie da sind, Herr Dr. Koch.
Koch: Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, dabei zu sein.Stempel zu Aktionswochen vom 3. bis 14. November "Future Skills - Zukunft lernen . Zukunft leben

Herr Koch, erzählen Sie uns bitte etwas über Ihren Werdegang und die Arbeit des Stifterverbands.

Koch: Sehr gerne. Ich habe an der Universität Bremen studiert und im Bereich Bildungswissenschaften promoviert, mit einem Schwerpunkt auf Organisationskultur. Seit 2020 arbeite ich beim Stifterverband – zunächst als Programmmanager, heute leite ich das Team Future Skills und KI-Community. Unser Ziel ist es, Hochschulen und Unternehmen zu vernetzen und gemeinsam Wege zu finden, Zukunftskompetenzen besser in Studium und Lehre zu verankern.
Der Stifterverband ist eine über 100 Jahre alte, traditionsreiche, aber zugleich moderne Institution an der Schnittstelle von Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Mit rund 3.000 Mitgliedsunternehmen engagieren wir uns dafür, Bildung und Wissenschaft zukunftsfähig zu gestalten.

Future Skills: Welche Kompetenzen wir morgen brauchen

Wie ist der Begriff Future Skills entstanden – und was versteht der Stifterverband darunter?

Koch: Wir definieren Future Skills als Handlungskompetenzen, die Menschen befähigen, in einer sich wandelnden Welt handlungsfähig zu bleiben – sowohl beruflich als auch gesellschaftlich. Es geht also um Fähigkeiten, die in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden.

Der Stifterverband arbeitet seit 2018 an diesem Thema. Damals haben wir gemeinsam mit McKinsey 500 Personalverantwortliche gefragt, welche Kompetenzen sie künftig für entscheidend halten. Daraus entstand das erste Future Skills Framework. 2021 wurde dieses überarbeitet – und aktuell entwickeln wir das Future Skills Framework 2030, das im Dezember erscheint. Wir haben eine Taskforce gebildet, die alle Kompetenzen mit klaren Definitionen versehen hat, sodass sie direkt in der Bildungsarbeit genutzt werden können.

Megatrends als Grundlage für Kompetenzbereiche

Welche Entwicklungen haben Sie bei der Erstellung des Frameworks besonders berücksichtigt?

Koch: Wir sind zunächst von den großen gesellschaftlichen Megatrends ausgegangen: Klimawandel, Digitalisierung, künstliche Intelligenz, demokratische Kultur, Desinformation und lebenslanges Lernen. Diese Themen prägen alle Lebensbereiche.
Daraus haben wir fünf Kompetenzfelder abgeleitet:
1. Grundlegende Kompetenzen wie Kommunikation, Kooperation und kritisches Denken.
2. Transformative Kompetenzen wie Innovationsfähigkeit und Nachhaltigkeit.
3. Gemeinschaftskompetenzen, also die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und demokratische Werte zu stärken.
4. Digitale Kompetenzen, etwa Medien-, Daten- und KI-Kompetenz.
5. Selbstkompetenzen, also die Fähigkeit, mit Wandel, Unsicherheit und Komplexität umzugehen.
Diese Felder zeigen, dass Bildung heute viel mehr ist als Fachwissen – sie muss auf Veränderung vorbereiten.

KI und Bildung: Eine Schlüsselrolle für die Zukunft

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in diesem Zusammenhang?

Koch: Eine zentrale. Ich sage oft: Mit KI haben die Geisteswissenschaften ihren Taschenrechner bekommen. Sie verändert Arbeitsweisen in nahezu allen Bereichen. Hochschulen und Unternehmen müssen daher KI-Kompetenzen gezielt fördern.
Mit dem neuen EU-AI-Act sind Unternehmen sogar verpflichtet, für KI-Kompetenzen in ihren Organisationen zu sorgen. Hier unterstützen wir sie – etwa durch Kooperationen mit Hochschulen und die Entwicklung praxisnaher Bildungsangebote.

Hochschulen, Wirtschaft und Future Skills

Wie groß ist die Diskrepanz zwischen dem, was Bildungseinrichtungen vermitteln, und dem, was die Arbeitswelt verlangt?

Koch: Viele Unternehmen sehen Mitarbeitende und Hochschulabsolventinnen und -absolventen nicht ausreichend vorbereitet auf Themen wie KI, Digitalisierung oder nachhaltiges Wirtschaften.
Unsere Aufgabe als Stifterverband ist es, hier zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu vermitteln. Wir organisieren Austauschformate und begleiten Hochschulen dabei, Future Skills systematisch in Studiengängen zu verankern.

Dazu werden wir einen Leitfaden veröffentlichen, der zeigt, wie Hochschulen Future Skills in Lehrleitbildern, Governance-Prozessen und Curricula fest verankern können – sowohl fachspezifisch als auch übergreifend.

Unternehmen im Wandel: Neue Kompetenzen, neue Verantwortung

Wie reagieren Unternehmen auf den Mangel an Zukunftskompetenzen?

Koch: Zunächst müssen sie selbst herausfinden, welche Kompetenzen ihnen wirklich fehlen. In unseren Gesprächen zeigt sich: Themen wie Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Cyber Security werden immer wichtiger – und sie beeinflussen zunehmend strategische Entscheidungen. Viele Unternehmen nutzen unser „Future Skills Framework“ auch als Orientierung für interne Weiterbildungsprogramme.
Herzlichen Dank, Herr Dr. Koch, für das Gespräch und Ihre Einblicke in die Bedeutung von Future Skills in der Bildung.

Koch: Ich danke Ihnen, Frau Hartmann.

(Transkribiert und stark zusammengefasst mit dem AI Companion.)


Dieser Podcast steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Caroline Hartmann für Deutscher Bildungsserver



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