KI in der Schule – die Zukunft von KI-Tutoren

Neue Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz

Caroline Hartmann, verantwortliche Redakteurin für den Schulbereich beim Deutschen Bildungsserver spricht mit Leon Mächler von der Firma Ezri über die neuesten Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI)  in der Schule und über die Zukunft von KI-Tutoren im Unterricht.

Im Interview beschreibt der ezri-Betreiber Mächler die neuen technischen Möglichkeiten für den Schulalltag in 10-15 Jahren, thematisiert die Arbeitserleichterungen, die interaktive KI-Tools für Lehrkräfte zukünftig bedeuten könnten, und hofft, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Schule zukünftig auch ein Schritt hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit sein könnte.

Interview mit Leon Mächler


Lesefassung

Herr Mächler, könnten Sie uns einen kurzen Einblick in Ihren persönlichen Hintergrund geben – und wie Sie zur Künstlichen Intelligenz (KI) in der Schule gekommen sind?

Leon Mächler: Gerne. Ich heiße Leon Mächler, komme aus München und habe dort Ingenieurwissenschaften und später auch in Paris, Amerika und in der Schweiz Informatik studiert. In dieser Zeit fokussierte ich mich auf KI und ihre Anwendungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit meinem Mitgründer entschied ich mich schließlich, die Technologie praktisch anzuwenden und gründete EZRI, um KI-basierte Lernhilfen zu entwickeln. Wir sahen eine große Chance, KI im Bildungsbereich zu nutzen, um echte Veränderungen herbeizuführen. Unser Ziel ist es, Bildungsgerechtigkeit zu fördern, indem wir SchülerInnen unabhängig von ihrem Hintergrund die beste Lernunterstützung bieten.

Ein Gesicht verschwindet hinter Zeichen aus der Programmiersprache

Hier geht’s zum Dossier des Deutschen Bildungsservers „KI in der Schule“ mit vielen weiterführenden Links.

Warum haben Sie sich entschieden, einen KI-Tutor zu entwickeln?

Leon Mächler: Die Idee entstand aus der Überzeugung, dass KI maßgeschneiderte Lernunterstützung bieten kann. Mein Co-Founder und ich waren begeistert von den Möglichkeiten, die KI- Tutoring bietet, um SchülerInnen individuell zu fördern.
Die größte Herausforderung besteht darin, die Technologie pädagogisch sinnvoll zu integrieren und sicherzustellen, dass sie qualitativ hochwertige Unterstützung bietet. Es ist wichtig, dass die Inhalte, die von der KI bereitgestellt werden, korrekt und überprüfbar sind.

Zukunft der KI in der Bildung

Wie sehen Sie die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) in der Bildungslandschaft? Was wird sich als Erstes verändern?

Leon Mächler: Zunächst können die einfacheren, leicht ersetzbaren Aufgaben durch KI übernommen werden wie Arbeitsblätter und das Erstellen von Texten und Zusammenfassungen sowie von Fließtext-Zeugnissen in unteren Klassen sowie Schülerbeurteilungen. Auch Korrekturen und Feedback-Generierungen sind hier möglich. Diese Phase ist der erste Schritt – das Pflücken der „niedrigen Früchte“. Aufgaben, die einfach zu automatisieren sind, werden durch KI erledigt.

Was passiert in der zweiten Phase?

Die zweite Phase ist die transformative Phase. Hier entstehen neue Möglichkeiten, die vorher nicht existierten. Zum Beispiel könnten SchülerInnen statt eines einfachen Vokabelarbeitsblatts ein interaktives Gespräch mit einem virtuellen Taxifahrer in London führen. Sie müssten dabei die gelernten Vokabeln anwenden, um sich zum Flughafen navigieren zu lassen. Diese Art der Aufgabenstellung bringt eine völlig neue Dimension in den Lernprozess, die durch KI ermöglicht wird.

Wie sehen solche Ansätze konkret aus?

Leon Mächler: Im Moment ersetzen KI-Tools einfache, repetitive Aufgaben. Der nächste Schritt wird sein, dass wir innovative Lernmethoden entwickeln. Dr. Philippa Hardman, eine führende Forscherin im Bereich KI und Bildung, betont oft: „Don’t copy bad practices.“ Das heißt, wir sollten nicht einfach bestehende Praktiken automatisieren, sondern die Technologie nutzen, um etwas völlig Neues und Besseres zu schaffen. Das ist der Weg, den wir einschlagen – hin zu neuen, bereichernden Lernmöglichkeiten, die durch KI ermöglicht werden.

Die Zukunft von KI-Tutoren

Ihre Expertise liegt darin, bestehende Lernmaterialien an maßgeschneiderte KI-Tutoren anzupassen. Was bedeutet das genau?

Leon Mächler: Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass die Antworten, die von KI-Tutoren gegeben werden, korrekt, pädagogisch wertvoll und überprüfbar sind. Dafür verwenden wir geprüfte Inhalte von Duden Learnattack, einer Tochterfirma von Cornelsen. Die Materialien, die dort von erfahrenen Lehrkräften erstellt und von Experten geprüft werden, sind von hoher Qualität. Diese verlässlichen Inhalte nutzen wir, um unsere KI-Tutoren zu trainieren und anzupassen. So gewährleisten wir, dass die KI fundierte und qualitativ hochwertige Antworten gibt.

Innovative Lerntechnologien und Entlastung von Lehrkräften

Welche KI-Tools werden Ihrer Meinung nach in 10 bis 15 Jahren in deutschen Schulen zum Standard gehören? Und wie wird dies das Schulsystem verändern – und wer wird dafür bezahlen?

Leon Mächler: Wenn ich optimistisch bin, dann glaube ich, dass in 10 bis 15 Jahren jede Schülerin und jeder Schüler einen personalisierten KI-Tutor haben wird, der sie beim Lernen unterstützt. Diese Tutoren werden die Lerngeschichte der Schülerinnen und Schüler kennen und sich darauf beziehen können. Lehrkräfte werden zudem durch KI-Assistenzsysteme unterstützt, die Lernfortschritte überwachen und darauf hinweisen können, wenn Schüler*innen bei einem Thema feststecken oder zusätzliche Motivation benötigen. Das Schulsystem wird dadurch interaktiver und individueller, wobei KI den Lehrkräften mehr Raum gibt, sich auf das Zwischenmenschliche zu konzentrieren. Wer für diese Systeme zahlen wird, ist eine entscheidende Frage. Zunächst werden solche Systeme außerhalb des regulären Schulbetriebs im Nachmittagsbereich erhältlich sein. Langfristig wird es jedoch notwendig sein, dass der Staat diese Technologie finanziert, um Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten und sicherzustellen, dass alle Schüler*innen Zugang zu diesen innovativen Lernmöglichkeiten haben.

Lehrkräftebildung im Bereich KI

Wie sollte Ihrer Meinung nach die Lehrkräftebildung im Bereich KI in den nächsten Jahren organisiert werden? Wo sollten die Schwerpunkte gesetzt werden?

Leon Mächler: Es wäre ein Fehler, sich hier nur auf Sprachmodelle zu konzentrieren, weil das gerade ein Hype ist. Lehrkräfte sollten zunächst die Basics kennen: die Gefahren von KI, wie man Fakes erkennt und welche Quellen vertrauenswürdig sind. Wichtig ist zudem, dass Lehrer*innen die grundlegenden technischen Konzepte wie neuronale Netze und maschinelles Lernen verstehen. Es wäre großartig, wenn jede Lehrkraft ein grundlegendes Verständnis für KI hätte, um fundiert entscheiden zu können, wie diese Technologien im Unterricht eingesetzt werden können. Dies könnte Deutschland auch die Möglichkeit geben, eine Vorreiterrolle in der Anwendung innovativer Technologien im Bildungsbereich zu übernehmen.

Zukunftsvision: Bildungsgerechtigkeit durch KI

Glauben Sie, dass der Einsatz von KI zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen kann? Inwiefern könnten adaptive Lernprogramme hier helfen?

Leon Mächler: Absolut. Unser Ziel bei EZRI ist es, die Kluft zwischen Schüler*innen, die zu Hause Unterstützung bekommen, und denen, die keine Hilfe haben, zu schließen. Indem wir kostengünstige, aber hochwertige Lernalternativen schaffen, können wir dazu beitragen, diese Ungleichheit zu verringern. Ich bin überzeugt, dass die Länder eines Tages Landeslizenzen für solche Programme erwerben werden, sodass diese allen Schülerinnen und Schülern zugänglich sein werden. Das wäre ein großer Schritt hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit.

Wir haben das Interview für eine bessere Lesbarkeit geglättet.


Dieser Podcast steht unter der CC BY 4.0-Lizenz. Der Name des Urhebers soll bei einer Weiterverwendung wie folgt genannt werden: Dr. Caroline Hartmann für Deutscher Bildungsserver


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