Das „Centre for Research on Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk“ (IDeA) hat heute die Zusage für die Förderung im Rahmen von LOEWE, der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“, erhalten. Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und die Goethe-Universität werden projektorientiert Themenfelder der Grundlagen- sowie der angewandten Forschung im Bereich der kindlichen Entwicklung und der dabei wirksamen Risikofaktoren bearbeiten. Aus den Forschungsaktivitäten sollen empirisch fundierte Erkenntnisse darüber resultieren, wie sich soziale und neurokognitive Risiken auf die kognitive Entwicklung und auf die schulische Leistungsfähigkeit von Kindern auswirken. Der Fokus des Interesses liegt auf den möglichen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren. Die Federführung des interdisziplinär angelegten Zentrums liegt beim DIPF; Hauptantragsteller und wissenschaftlicher Koordinator ist Marcus Hasselhorn, Professor für Psychologie an der Goethe-Universität und Leiter der Arbeitseinheit Bildung und Entwicklung am DIPF.
Durch die explizite Betrachtung sozialer und neurokognitiver Wechselwirkungen hebt sich IDeA von der gängigen Forschung zum Themengebiet ab: Diese verbindet in aller Regel die soziale nicht mit der neurokognitiven Perspektive. Dadurch kann nicht sichtbar werden, dass auch zwischen den unter-schiedlichen Risikofaktoren bedeutsame Wirkzusammenhänge bestehen. Beispielsweise können bestimmte Merkmale des familiären Hintergrundes ein soziales Risiko für die individuelle Leistungsent-wicklung darstellen, deren Einfluss durch biologisch bedingte neurokognitive Störungen – etwa des Arbeitsgedächtnisses oder der Sprachentwicklung – noch verstärkt werden kann. Ein besonderes Merkmal von IDeA ist die längsschnittliche Untersuchungsanlage: Von jeweils unterschiedlichen Altersstufen ausgehend werden die kindlichen Entwicklungsverläufe über mehrere Jahre hinweg verfolgt. Dieses Vorgehen ermöglicht zuverlässige Aussagen über Kausalzusammenhänge und über die Nachhaltigkeit pädagogischer Interventionen.
Zunächst ist IDeA auf eine Laufzeit von sechs Jahren ausgelegt, die zeitliche Abfolge der geplanten Vorhaben gliedert sich in zwei Phasen: Projekte der ersten Phase untersuchen, welche Faktoren erfolgreiches Lernen fördern oder hemmen und wie sich Risikokinder frühzeitig identifizieren lassen, um geeignete Präventionsmaßnahmen einzuleiten. Umfassende Erkenntnisse erhoffen sich die Forscher unter anderem durch die parallele Erfassung von neurowissenschaftlichen und verhaltenswissenschaftlichen Daten. Die Erkenntnisse aus der ersten Phase der Zentrumsaktivitäten bilden die Grundlage, um in der zweiten Phase systematisch geeignete Fördermöglichkeiten für die pädagogische Praxis zu entwickeln und zu erproben sowie die Implikationen ihrer praktischen Umsetzung zu ermitteln. Thematisch legt IDeA den Schwerpunkt in dieser Transferphase auf die Untersuchung der Beschaffenheit optimaler Lernumgebungen sowie auf die Professionalisierung von Erzieherinnen und Lehrern.
Als interdisziplinäres Zentrum vernetzt IDeA Forscherinnen und Forscher aus der Erziehungswissenschaft, der Sonderpädagogik, der Mathematikdidaktik der Primarstufe, der Spracherwerbsforschung, der Pädagogischen Evaluations- und Wirksamkeitsforschung, der Pädagogischen und der Entwicklungspsychologie, der Psychoanalyse, der Elementarerziehung, der Grundschulpädagogik sowie der Neurowissenschaften.
Pressemeldung des
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