Bildungspaket und „Allianz für Bildung“ – mehr Chancengerechtigkeit für alle Kinder?

In den letzten Wochen sind zwei politische Entscheidungen für mehr Bildungschancen insbesondere sozial benachteiligter Kinder getroffen worden: Das Bildungspaket wurde verabschiedet und eine Allianz für Bildung gegründet. Die beiden Beschlüsse haben jedoch auffallend wenig öffentliche Reaktionen hervorgerufen. Auch das Medienecho ist vergleichsweise bescheiden ausgefallen. Liegt es daran, dass das Thema Bildungschancen gegenüber anderen aktuellen Themen in den Hintergrund getreten ist oder ist zu befürchten, dass diese Neuerungen nicht von der erhofften Wirkung sein werden?

Ende Februar ist nach langen, zähen Verhandlungen im Zuge der Nachbesserungen zur Hartz-IV-Reform ein Bildungspaket beschlossen worden, das Zuschüsse für Kinder und Jugendliche zu Sport-, Kultur- und Freizeitaktivitäten, für Schulmaterial und Ausflüge, für Mittagessen in Schule, Kita und Hort, für Nachhilfe sowie Schulbeförderung beinhaltet. Anspruch auf das Bildungspaket haben Familien, die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe, den Kinderzuschlag oder Wohngeld beziehen. Das gilt nach Angaben des Bundesministeriums für 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Zum Prozedere wird auf der offiziellen Website zum Bildungspaket folgender Hinweis gegeben: „Für Arbeitslosengeld-II-Bezieher setzen die Kommunen das Bildungspaket in der Regel im Jobcenter um. Für Familien, die Wohngeld oder den Kinderzuschlag erhalten, sind die Jobcenter nicht zuständig. Die Kommune (zum Beispiel Rathaus oder Bürgeramt) nennt diesen Familien den zuständigen Ansprechpartner für das Bildungspaket.“

Ebenfalls Ende Februar präsentierte Bundesbildungsministerin Annette Schavan auf der Bildungsmesse Didacta die Gründungsurkunde zur „Allianz für Bildung“. Gründungspartner der Allianz für Bildung sind der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der Didacta Verband, der Deutsche Bibliotheksverband, die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Stiftung Lesen, die Stiftung Haus der kleinen Forscher, die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, die Joachim Herz Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, die Roland Berger Stiftung sowie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.
Im Kernpapier Bildungsallianz heißt es: „Mit der Gründung der Allianz für Bildung geben wir das Startsignal für eine breite bürgerschaftliche Bewegung. Wir laden alle interessierten Organisationen und Initiativen ein, dieser Allianz beizutreten und sich noch stärker für die Bildung benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu engagieren!“

Wie diese beiden Neuerungen nun konkret die Bildungschancen für das einzelne Kind verbessern werden, wird sich in der Praxis zeigen.

Weitere Informationen zum Thema:
Offizielle Website des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zum Bildungspaket
Information des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur „Allianz für Bildung“
http://www.tagesschau.de/inland/hartziv218.html

Siehe auch Positionspapier mehrerer Verbände und Wissenschaftler/-innen vom 19.10.2010:
Befähigen statt bevormunden! 5-Punkte-Plan gegen Kinderarmut

Vorentscheidung in der zweiten Programmphase der Exzellenzinitiative

Am 02. März 2011 wurden von der Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG und des Wissenschaftsrats WR Vorentscheidungen in der zweiten Programmphase der Exzellenzinitiative für die drei Förderlinien Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und Zukunftskonzepte getroffen. In der Vorauswahl wurden insgesamt 59 Neubewerbungen berücksichtigt, die bis 01. September 2011 ausführliche Förderanträge stellen müssen. Die endgültige Auswahl bestreiten sie mit 85 bereits geförderten Einrichtungen, die Entscheidung ist für Juni 2012 vorgesehen. Ausführliche Informationen dazu gibt es in der gemeinsamen Pressemitteilung von DFG und WR . Berichtet wird von verschiedenen Medien und Einrichtungen, siehe, FAZ, FR, SZ, Spiegel online, Zeit, HRK, GEW, BMBF, eine Übersicht gibt es beim Deutschen Bildungsserver.

Qualitätssicherung durch Bundesuniversitäten?

In einem Interview mit der Berliner Morgenpost hat die Bundesbildungsministerin Annette Schavan eine Idee aus dem letzten Jahr wieder aufgegriffen. Sie stellt fest, dass spätestens mit dem Ende der Exzellenzinitiative 2017 die Frage nach Standorten für vom Bund finanzierte Spitzenuniversitäten zu stellen ist. Gleichzeitig ermahnte sie die Länder ihren Pflichten für die Hochschulfinanzierung nachzukommen.
Als Reaktion auf dieses Interview hat Jürgen Kaube in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eine Replik auf diese neueste Idee von Frau Schavan veröffentlicht. Nun sind bis 2017 noch sechs Jahre Zeit, aber Frau Schavan möchte wohl früh genug damit beginnen, die Leistungssteigerungen der Hochschulen zu potenzieren, um dann 2017 wirklich eine Chance auf den Titel und die Finanzierung als Bundesuniversität zu haben. Leistungssteigerung durch frühzeitigen Wettbewerb hin oder her, eine Finanzierung durch den Bund zum einzigen Allheilmittel zu machen, dient werder jetzt noch später sicherlich nicht einer qualitätsorientierten Entwicklung von Forschung und Lehre.

edutags – Social Bookmarking für Lehrkräfte

Lernobjekte und Ressourcen für das Lernen und Lehren mit digitalen Medien gibt es in einer unüberschaubaren Menge. Das Internet bietet so viel an Möglichkeiten, dass die einzelne Lehrkraft schnell den Überblick verliert – und vielfach die Suche im Web frustriert aufgibt. In der gemeinsamen Suche, Verschlagwortung und Bewertung von Webressourcen liegt eine Möglichkeit für Lehrkräfte, die passenden Materialien in der gewünschten Qualität zu finden.

Mit edutags.de begegnen der Deutsche Bildungsserver und das Duisburg Learning Lab der Universität Duisburg-Essen diesem Problem und entwickeln gemeinsam ein bedarfsgerechtes Web 2.0-Tool – ein so genanntes Social Bookmarking- bzw. Social Tagging-Tool – zur Unterstützung des kooperativen Sammelns und Ordnens von Online-Materialien. Die Anforderungen an ein solches Tool, dessen Implementierung und erste Ergebnisse aus Testszenarien werden kommende Woche im Rahmen der Didacta in Stuttgart am Messestand und im Vortrag präsentiert.

Termine Didacta 2011, Stuttgart:
Vortrag: Mittwoch, 23.02.2011, 11:00 – 12:00 Uhr, ICS, Raum C8.1
Messestand:
23.02.: Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Halle 5 – A 70
24.02.: Universität Duisburg-Essen Mediendidaktik, Halle 7 – E 35

Einen ersten Eindruck vermittelt der folgende kurze Clip (Bild anklicken, Film öffnet auf neuer Webseite). Weitere Tutorials bei gibt es bei edutags.:

Screen von edutags

Replik von Prof. Eckhard Klieme und Prof. Manfred Prenzel auf die PISA-Kritik von Prof. Hans Brügelmann

In einem Gastbeitrag in der Zeit vom 13.01.2011 kritisierte Prof. Hans Brügelmann die Wirkung von PISA auf die Schulpraxis: „Pisa macht die Schulen nicht besser“. PISA habe sich zwar trotz gewisser Einschränkungen der Aussagekraft der Daten – die Kategorien, mit denen sich Daten einer derart großen Stichprobe statistisch verarbeiten lassen, seien zu grob, um die Vielfalt relevanter Bedingungen zu erfassen – als Motor für die Reformdiskussion im Schulsystem erwiesen. Wenig ergiebig seien die Befunde jedoch für diejenigen, die vor Ort mit einzelnen Schülern zu tun haben.
Am 27.01.2011 veröffentlichte die Zeit eine Replik von Prof. Eckhard Klieme, Sprecher des nationalen PISA-Konsortiums, und Prof. Manfred Prenzel: „Doch, Pisa hilft den Schulen“.

Prof. Manfred Prenzel zu Konsequenzen aus PISA 2009

Im Gastbeitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 24.01.2011 nimmt Prof. Dr. Manfred Prenzel Stellung zu den Ergebnissen und den daraus resultierenden Konsequenzen aus PISA 2009.
Obwohl die Anzahl der Schüler zurückging, die nur die niedrigste Kompetenzstufe in den untersuchten Bereichen Lesen, Mathematik und Naturiwssenschaften erreichten, muss weiterhin an Maßnahmen zur weiteren Reduzierung des derzeitigen Anteils von etwa 18,5 % des Altersjahrgangs auf maximal 10 %, wie er in PISA 2009 für Kanada festgestellt wurde.
Einen wichtigen Schritt zur Erreichung des Ziels sieht er in der Festlegung von Mindestniveaus, wie sie in den letzten Jahren durch die Einführung von Bildungsstandards als Qualitätssicherungsinstrument eingeführt wurden. Auch die Einbeziehung und Unterstützung der Eltern spielt eine maßgebliche Rolle. In der Unterrichtsentwicklung, wie sie unter anderem in den SINUS-Programmen befördert wurde, sieht er aber die beste Möglichkeit, das Kompetenzniveau bei Schülern zukünftig zu verbessern.

Der Deutsche Bildungsserver erhält den Medienpreis Bildung 2010 des Aktionsrats Bildung!

Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und das Redaktionsteam freuen sich, Ihnen mitteilen zu können, dass der Deutsche Bildungsserver mit dem Medienpreis Bildung 2010 des Aktionsrats Bildung ausgezeichnet wird!

Der Aktionsrat begründet seine Entscheidung damit, dass der Deutsche Bildungsserver „durch die Dokumentation breit gefächerter Bildungsthemen über alle Bildungsphasen hinweg das Bildungsgeschehen in Deutschland umfassend abbildet“. „Zudem initiiert und fördert der Deutsche Bildungsserver innovative Projekte im Bereich der internetgestützten Bildungsinformation, trägt positive Entwicklungen durch bundesweite Vernetzung weiter und wird damit dem gesellschaftlichen Auftrag eines Mediums der Bildung und Aufklärung mehr als gerecht“, so der Vorsitzende des Aktionsrats Bildung und Präsident der Universität Hamburg, Professor Dr. Lenzen.

Der Aktionsrat Bildung ist ein Gremium unabhängiger und renommierter Bildungsexperten. Mit dem zum fünften Mal vergebenen Medienpreis werden deutschsprachige Bildungsinformationsangebote und journalistische Arbeiten in den Bereichen Print, Hörfunk, TV und Internet ausgezeichnet. Preisträger der vergangenen Jahre waren: Die Zeit (2006), Deutschlandradio (2007), Spiegel Online (2008) und BR-alpha (2009).

Der Medienpreis Bildung 2010 wird am 22. März 2011 im Rahmen des Kongresses „Deutschland hat Zukunft“ in München überreicht.

Der Deutsche Bildungsserver ist ein Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern und wird im Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) koordiniert.

Das Team um den Deutschen Bildungsserver bedankt sich sehr bei allen seinen Interessenten, Befürwortern und Nutzerinnen und Nutzern, deren Unterstützung und rege Beteiligung mit Sicherheit zu dieser besonderen Ehrung beigetragen hat.

http://www.bildungsserver.de

Herausforderung Web 2.0

Die Hochschulrektorenkonferenz hat eine Handreichung zum Thema „Herausforderung Web 2.0“ herausgegeben. Dort wird das zum Verständnis von Web 2.0 notwendige Orientierungswissen dargestellt, Einsatzbeispiele in Forschung, Lehre und Verwaltung werden präsentiert und es werden bereits vorhandene Potenziale und Chancen identifiziert. Als Themeneinstieg zeigt der nachfolgende Film neue Möglichkeiten der Kommunikation und Vernetzung für Hochschulen durch das Web 2.0. (Filmproduktion: Zentrum für Medien und IT der Fernuniversität Hagen, vgl. Handreichung S. 57)

PISA 2009: Leistungsniveau und Chancengleichheit in Deutschland erhöht

„Deutschland ist einer der wenigen OECD-Staaten, dessen Bildungssystem sich im Verlauf von zehn Jahren PISA durchgängig positiv entwickelt hat“, zieht Professor Eckhard Klieme vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Bilanz. „Das Leistungsniveau der Fünfzehnjährigen konnte 2009 im internationalen Vergleich erhöht werden und bei den Bildungschancen hat Deutschland deutlich aufholen können“, fasst Klieme die Ergebnisse des Forschungskonsortiums zusammen, das unter der Federführung des DIPF die PISA-Studie 2009 für Deutschland durchgeführt hat.
„Die zentrale positive Botschaft von PISA 2009 für Deutschland liegt in der Konsistenz und Kontinuität der Veränderungen, der positiven Entwicklung im deutschen Bildungssystem über eine Dekade hinweg“, betont der Bildungsforscher.
In der Studie 2009 kommt erstmals die Stärke von PISA zum Tragen, die in der regelmäßigen Erfassung von Lernergebnissen und damit der Beschreibung von Entwicklungen in Bildungssystemen liegt und nicht allein in der Darstellung des internationalen Rankings.
„Die Ursachen der positiven Entwicklung kann PISA zwar nicht identifizieren, aber man kann anführen, dass Deutschland im letzten Jahrzehnt einen strategisch wichtigen Schritt getan hat, indem ein Qualitätssicherungssystem mit Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und externer Schulevaluation aufgebaut wurde. …“

Weiterführende Informationen zu den heute vorgestellten Ergebnissen der PISA-Studie 2009:

Video-Dokumentation zum Bildungsbericht 2010

Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) hat eine Video-Dokumentation der Anfang Oktober abgehaltenen Fachtagung zum dritten Nationalen Bildungsbericht 2010 erstellt. Die Dokumentation steht auf dem Portal des Bildungsberichts als Vidcast zur Verfügung. Auf der Fachtagung stellte das für den Bildungsbericht federführend verantwortliche DIPF gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Autorengruppe die Ergebnisse des Bildungsberichts 2010 vor. Er erscheint alle zwei Jahre und ist eine umfassende Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystems. Die Tagung wurde von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt, in deren Auftrag auch Bildungsbericht und Vidcast erstellt wurden.
Zu Beginn der Tagung erläuterte der Sprecher der Autorengruppe, Professor Horst Weishaupt vom DIPF, zentrale Befunde des im Juni vorgelegten Bildungsberichts, der in einem Schwerpunktkapitel das Bildungswesen unter dem Gesichtspunkt des demografischen Wandels betrachtet. Die Vortragsaufzeichnung ist in diesem Blogbeitrag zu sehen.
Auf den Plenarvortrag folgten zahlreiche Referate der Autorengruppe zu Themen wie „Qualifzierungsstrategien für den Arbeitskräftebedarf der Zukunft“ oder „Bildungsfinanzierung“. Die Themen wurden im Rahmen von Arbeitsgruppen und anschließend im Gesamtplenum mit weiteren Expertinnen und Experten kontrovers diskutiert. Die Video-Dokumentation umfasst sämtliche Tagungsbeiträge. Ausgewählte Expertenbeiträge werden in den nächsten Wochen hier im bildungsserverBlog in loser Folge veröffentlicht werden.