Zwei Kindheitspädagoginnen kapern den Twitter-Account des Deutschen Bildungsservers

Von Zeit zu Zeit stellen wir Interessierten aus unserer Community für einige Tage den Twitter-Account des Deutschen Bildungsservers zur Verfügung; das können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, engagierte Lehrerinnen und Lehrer, pädagogische Fachkräfte aus den verschiedenen Bildungsbereichen oder auch ganz andere Menschen sein, die Lust haben, ihre Arbeit und ihren Twitterkanal vorzustellen. Das ist auch für unsere Follower interessant, denn so tief können wir vom Deutschen Bildungsserver in Themen meist nicht einsteigen. Vom 25. bis 30. April kapern mit Katja Zehbe und Svenja Garbade nun zwei Kindheitspädagoginnen unseren Twitter-Account.

Steckbrief Katja Zehbe und Svenja Garbade, die gemeinsam den Blog diversekindheiten.de betreiben

Katja Zehbe (@KatjaZehbe) ist zurzeit als Vertretungsprofessorin für Kindheit und Sozialisation an der Hochschule Neubrandenburg und als Lehrkraft an einer Grundschule tätig. In den vergangenen Jahren hat sie an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Hildesheim sowie der Alice-Salomon-Hochschule an der Schnittstelle von Kindheitspädagogik und inklusiver Pädagogik gelehrt, geforscht und gearbeitet. Ihre Arbeit ordnet sie der „reflexiven Inklusionsforschung“ zu, sie schaut also nicht nur wie in Bildung und Erziehung Inklusion hervorgebracht wird, sondern auch wie in inklusiven Prozessen Bildung und Erziehung hervorgebracht wird.

Porträt Svenja GarbadeSvenja Garbade (@GarbadeSvenja) arbeitet derzeit an der Stiftung Universität Hildesheim als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kindheitspädagogik und Kindheitsforschung. Sie gibt Seminare zu Diversität und Benachteiligung, der Herstellung von Differenz und arbeitet zu den Schwerpunkten Spielmaterial, Geschlecht und Reflexion. In ihrer gerade abgeschlossenen Promotion untersuchte sie, welche gesellschaftlichen Deutungsmuster von Geschlecht in kindheitspädagogischen Einrichtungen zu finden sind und welche Konsequenzen daraus für Ausbildung und Forschung gezogen werden könnten.

Frau Zehbe, Frau Garbade, worüber twittern Sie so auf Ihren Accounts?

Katja Zehbe: In meinen Tweets geht es vor allem darum, aktuelle Erkenntnisse aus meinem Forschungsfeld an die interessierte Öffentlichkeit, Kolleg*innen und Pädagog*innen weiter zu geben. Inklusion betrachte ich als Querschnittsaufgabe, die quasi in allen Bildungsbereichen stets mitgedacht werden muss. Damit geht es in einem Tweet mal um den neuesten Blogbeitrag auf unserem Blog diversekindheiten.de, die Weiterleitung von Tagungsankündigen, mal um aktuelle Publikationen (nicht nur von mir) oder andere interessante Dinge.

Svenja Garbade: Mir geht es bei Twitter darum, das Forschungsfeld der Kindheitspädagogik in den öffentlichen Diskurs zu rücken. Da ich gern Lehre gestalte und auch innovative Lehr-Lern-Konzepte ausprobiere, schreibe ich darüber in meinen Tweets. Aber auch wenn spannende Forschungen erscheinen, berichte ich darüber oder verweise darauf. Zudem ist mir der Austausch über die Arbeit in der Wissenschaft wichtig – da gibt es tolle Dinge und anstrengende. Beides gehört dazu. Wissenschaftskommunikation für viele Adressat*innen zu betreiben und damit die Kindheitspädagogik und ihre Anliegen wie soziale Gerechtigkeit, Diversität und Partizipation greifbar zu machen, ist ein zentrales Ziel meiner Aktivitäten auf Twitter.

Welche Themen in der Elementarbildung / Frühen Bildung liegen Ihnen besonders am Herzen?

Katja Zehbe: In meiner Arbeit geht es vor allem um eine konsequent inklusive Kindheitspädagogik und Fragen, Dilemmata und Widersprüche rund um Inklusion, Diverse Kindheiten, individuelle Förderung von Kindern im Alter von 0-10 Jahren, aber auch um Fragen der Zusammenarbeit mit Eltern und um Forschungsmethoden. Dafür analysiere ich qualitativ Interviews und Dokumente und bereite mit Kolleg*innen unsere Erkenntnisse für die Praxis auf: in Form von Fachartikeln, Büchern, Arbeitsbroschüren, aber auch in der Lehre, in Vorträgen und Workshops. Mir ist dabei ein diversitätssensibler Umgang sehr wichtig – egal, ob in Seminaren mit Studierenden, der Forschung, dem Austausch mit Kolleg*innen oder meinem Unterricht. Wie Annedore Prengel es so schön formuliert: Wir alle sind verschieden, ohne einander untergeordnet zu sein. Darum haben Svenja Garbade und ich auch in 2021 einen eigenen Blog ins Leben gerufen: Auf diversekindheiten.de bloggen wir verständlich über Vielfalt und Kindheiten, aktuelle Forschungsergebnisse. Wir wollen eine Brücke bauen zwischen der komplexen Wissenschaftssprache, dem Interesse der (Fach-)Öffentlichkeit und einem gut zugänglichen Format.

Svenja Garbade: Forschenden geht es neben dem Interesse neue Erkenntnisse herauszuarbeiten immer auch darum, bestehende Strukturen zu erweitern und zu erneuern. Deswegen ist für mich in Anschluss an meine Promotion über Geschlechterkonstruktionen in der Krippe besonders relevant die theoretischen kindheitspädagogischen Positionen verständlich für Ausbildungskontexte zu machen und damit langfristig die Qualifikation und diversitätsreflexive Ausbildung von Fachkräften zu gestalten. Gerade die Berücksichtigung von Diversität, der Einbezug von politischer Bildung und das Wahrnehmen von Kindern als selbstständige Akteur*innen generiert eine Haltung für das pädagogische Feld, die weit über Betreuung hinaus geht.

Wie finden Sie das Informationsangebot des Deutschen Bildungsservers im Bereich Elementarbildung?

Katja Zehbe: Der Deutsche Bildungsserver bietet einen grundlegenden Überblick über Zahlen, Fakten und Prozesse in der Frühen Bildung. Das Portal bietet hier einen schnellen Einstieg in komplexe Themen mit Verweisen auf weitere Literatur.

Svenja Garbade: Die klassische Form der Wissenschaftskommunikation über Daten und Fakten ist sehr gewinnbringend für Menschen, die sich einen Überblick verschaffen möchten, was ich toll finde. Der Deutsche Bildungsserver ist dabei stets um Differenzierung und Perspektivenvielfalt bemüht und unterhält starke Partnerschaften wie die zum Fachportal Pädagogik oder dem OER-Portal, die ich viel nutze.

Was reizt Sie am Take over des @dbs_20-Accounts?

Katja Zehbe: Die Kindheitspädagogik ist noch sehr jung und leider noch recht unbekannt. Mir ist es wichtig, über die Profession, ihre Themen, Fragestellungen und v.a. ihre Relevanz zu sprechen. Der Take over ist da geradezu ideal für. Wir brauchen Dialog und Austausch in unserer Gesellschaft. Wissenschaft wird nicht allein im Elfenbeinturm gemacht, sondern ist Teil unserer Gesellschaft. 

Svenja Garbade: Die Zusammenarbeit mit Akteur*innen, die dieselben Ziele verfolgen macht mir große Freude. So bin ich sehr dankbar, dass Katja Zehbe und ich dieses Take Over gestalten dürfen und damit ein weiteres Stück an Wissenschaftskommunikation beitragen können. Gerade die zeitweise intensive Bespielung eines anderen Twitteraccounts bietet die Möglichkeit Interessierte zu informieren und für die Kindheitspädagogik zu gewinnen.

Zu welchen Themen werden Sie während des Take overs twittern?

Katja Zehbe: Svenja Garbade und ich werden jeden Tag über ein ausgewähltes Themenfeld der Kindheitspädagogik twittern. Los geht es mit der Vorstellung der Kindheitspädagogik, dann folgen Fragen rund um die Profession, Professionalisierung und Akademisierung. Wir werden über kindheitspädagogische Handlungsfelder, Herausforderungen und Potenziale unserer Disziplin twittern – und natürlich über Diversität.

Svenja Garbade:Wir haben uns ein tolles Portfolio überlegt, das sowohl die bekannten Themenfelder der Kindheitspädagogik bedient, wie die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen, aber auch differenzierter schaut, wenn es um weitere Handlungsfelder geht, in denen Kindheitspädagog*innen tätig sein können. Außerdem ist uns wichtig zu transportieren, wie anspruchsvoll das Berufsprofil ist und wie viele Menschen in Praxis, Lehre und Forschung dort bereits tätig sind. Wir hoffen, es gefällt und für alle wird etwas Spannendes dabei sein!

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