Kategorie: Bildungspolitik

Bundesländer sind mit Verantwortung für die Hochschulen überfordert

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat auf ihrer Jahresversammlung in der letzten Woche festgestellt, dass die Bundesländer der übernommenen Verantwortung für die Hochschulen scheinbar wegen der beschränkten finanziellen Möglichkeiten nicht gerecht werden können.
Auch Bundespräsident Köhler äußerte sich vor der HRK-Jahresversammlung kritisch zur föderalen Struktur im Hochschulbereich. „Man muss fragen, ob die derzeit geltenden Bedingungen des Föderalismus selbst auf den Prüfstand gehören.“
Die HRK und ihre Präsidentin unterstützten damit die Ankündigung der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, für eine entsprechende Änderung des Artikels 91b des Grundgesetzes noch in der laufenden Legislaturperiode einzutreten, so dass Bildung auch als gesamtgesellschaftliche Verantwortung begriffen werden kann.

Pressemitteilung der HRK
Grußwort des Bundespräsidenten Horst Köhler zur Jahresversammlung der HRK

Audioaufzeichnung der Podiumsdiskussion „Sozialwissenschaftliche Forschung und Bildungspolitik“, 2. November 2009, DIPF Frankfurt

Am 2. November 2009 lud die Gesellschaft zur Förderung Pädagogischer Forschung (GFPF) in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und der Deutschen Gesellschaft für Bildungsverwaltung (DGBV) zu einem Bildungspolitischen Gespräch ein.

Diskutiert wurde das Verhältnis, in welchem Bildungsforschung und Bildungspolitik zueinander stehen, bzw. die Bedeutung, welche die sozialwissenschaftliche Forschung neben den politischen Machtverhältnissen, Normen und Werten der Gesellschaft und ökonomischen Argumenten für Bildungsreformen hat. Kann die Bildungsforschung mit ihren empirischen Ergebnissen (struktur-)politische Konsequenzen fordern? Sollte die Bildungspolitik häufiger auf die Forschung zurückgreifen?

Die Expertenrunde setzte sich zusammen aus:

  • Professor Eckhard Klieme vom DIPF, auf deutscher Seite maßgeblich für die internationale Schulleistungsstudie PISA verantwortlich,
  • Professor Ludwig von Friedeburg, lange Zeit Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt, der als hessischer Kultusminister Anfang der 1970er Jahre zum Beispiel mit seinen Ideen zur Gesamtschule entscheidende Anstöße in der Bildungspolitik gab,
  • Professor Helmut Fend, bis 2006 Ordinarius für Pädagogische Psychologie an der Universität Zürich,
  • Professor Klaus Klemm lange Zeit Inhaber der erziehungswissenschaftlichen Professur für empirische Bildungsforschung und Bildungsplanung an der Universität Duisburg-Essen, bis Ende 2006 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der PISA-Studien sowie im Beirat für die deutsche Bildungsberichterstattung.
  • Moderation: Professor Heinz Elmar Tenorth, Professor für Historische Erziehungswissenschaft am Institut für Allgemeine Pädagogik der Humboldt-Universität zu Berlin.

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23. April: Der UNESCO Welttag des Buches auf dem Deutschen Bildungsserver

Mit einem Dossier zum UNESCO Welttag des Buches bietet der Deutsche Bildungsserver die Möglichkeit, sich umfassend über das Ereignis zu informieren. Weltweit begehen Verlage, Bibliotheken, Schulen und alle Freunde des Lesens den UNESCO Welttag des Buches am 23. April. Im Dossier des Deutschen Bildungsservers finden sich bereits jetzt zahlreiche Online-Ressoucen zu dem Thema. Dazu gehören die internationale und die deutsche Homepage des Welttages, das Bibliotheksportal Deutschland sowie Informationssammlungen zu Urheberrecht und Literaturrecherche. Der Deutsche Bildungsserver ist ein Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern und wird im Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) koordiniert. Weiterlesen

Allensbach-Umfrage zur Schulpolitik und zum Lehrerbild in Deutschland

Die Mehrheit der Bundesbürger erteilt dem Bildungsföderalismus nach der von der Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH und dem Deutschen Philologenverband beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegebenen Studie „Aktuelle Fragen der Schulpolitik und das Bild der Lehrer in Deutschland“ eine Absage. Denn mehr als 60 Prozent sprechen sich für eine zentrale Regelung der Schul- und Bildungspolitik aus. Dabei werden vor allem in den neuen Bundesländern Werte von weit über 70 Prozent erreicht. Im Umkehrschluss sind die Werte auf einer Schulnoten-Skala von eins bis sechs zur Zufriedenheit mit der Bildungspolitik der Länder entsprechend schlecht. Die besten Ergebnisse erzielen dabei Bayern (3,29) Hessen und Sachsen (3,4). Berlin (3,9) und Schleswig-Holstein schneiden besonders schlecht ab (4,19).
In einem weiteren Teil der Befragung wurde das Bild des Lehrers in Deutschland und den von guten Lehrkräften geforderten Eigenschaften erfragt. Hier bestätigen sich die Ergebnisse aus der vorjährigen efragung. Die ie Fähigkeit, Kinder motivieren und begeistern zu können sowie eine hohe fachliche Kompetenz sind die wichtigsten Eigenschaften eines guten Lehrers. Des Weiteren zeigt sich in der Beurteilung des Lehrerbildes auch eine hohe Ambivalenz, da einerseits anerkannt wird, dass Lehrer einen anstrengenden und verantwortungsvollen Beruf ausüben. Andererseits sind einige Klischees über Lehrer (viel Freizeit und Geld und häufige Klagen über berufliche Belastungen) immer noch sehr verbreitet in der Bevölkerung.
Die Umfrage wurde im Rahmen des Wettbewerbs „Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ“, den die Vodafone Stiftung gemeinsam mit dem Deutschen Philologenverband ausrichtet, zum zweiten Mal durchgeführt.

Pressemitteilung Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH
Digitale Pressemappe zur Allensbach-Umfrage

Außerordentliche Bologna-Ministerkonferenz 2010 in Budapest und Wien

Am 11./12. März 2010 findet in Budapest und Wien eine außerordentliche Konferenz   der europäischen Bildungsminister zum Bologna-Prozess statt.  Außerordentlich aus verschiedenen Gründen – zum einen wird der bisherige zweijährliche Rhythmus vernachlässigt, zum anderen sollte der Bologna-Prozess ursprünglich 2010 seinen Abschluss finden und schließlich nahm er vor gut zehn Jahren seinen Anfang, weshalb manche von einer Jubiläums-Konferenz sprechen. Statt einer Abschlussfeier ist also eher eine Bewertung und Einschätzung des zehnjährigen Reformprozesses vorgesehen sowie der verbleibenden Herausforderungen und Perspektiven. Die Konferenz kann im Internet via Video Livestream verfolgt werden.

Auf dem Programm stehen werden Themen wie Abschlüsse und Studienordnungen,  Qualitätssicherung, Anerkennung und Mobilität sowie die Soziale Dimension des Bologna-Prozesses. Mit den Entwicklungen der letzten zehn Jahre befassen sich verschiedene Berichte und Hintergrunddokumente  

In Deutschland hat die Umsetzung des Bologna-Prozesses im vergangenen Jahr zu heftigen Kontroversen zwischen Interessenvertretern aus Politik, Hochschulen und Studentenschaft geführt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gab bei der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz eine Befragung Bachelor-Studierender zu ihren Erfahrungen in Studium und Lehre in Auftrag.

Die Kultusministerkonferenz KMK beschloss Ende letzten Jahres nach einem gemeinsamen Treffen mit der Hochschulrektorenkonferenz HRK Eckpunkte zur Korrektur der „Ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Master-Studiengängen“ und der „Rahmenvorgaben für die Einführung von Leistungspunktsystemen und die Modularisierung“ Die anstehende Ministerkonferenz nehmen einige Interessenvertreter zum Anlass, teils recht unterschiedliche Forderungen an Politik und Reformprozess zu formulieren. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Weitere Stellungnahmen werden eventuell folgen.

In Baden-Württemberg haben Landesregierung und Wissenschaftsministerium in einem eigenen Bologna-Kongress  am 08. März 2010 eine Zwischenbilanz gezogen, die einer künftig flexibleren Gestaltung des Reformprozesses dienlich sein soll. Eine Dokumentation wird folgen.

Die Einrichtung des Centrums für Hochschulentwicklung CHE Consult  unternimmt nach eigenen Angaben den Versuch, die Bologna-Reform als Chance zu nutzen und studentische Partizipation anzuregen. TU9 German Institutes of Technology e.V., Verband technischer Universitäten in Deutschland , legt ein Zehn-Punkte-Papier mit Verbesserungsvorschlägen zum Bologna-Prozess vor. Ein Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung von Abschlüssen, Anerkennung, Durchlässigkeit und Mobilität.

Eher kritischere Töne versammelt ein in der Frankfurter Rundschau veröffentlichtes Special zur Bologna-Reform  , die Zwischenbilanz  fällt gemischt aus.

Eine Ökonomisierung der Bildung befürchten Teile der Studentenschaft in verschiedenen Ländern, die sich zu einer Protestbewegung  formieren und einen Alternativgipfel zur Ministerkonferenz planen. Das Motto Bologna burns  ist laut Initiatoren weniger militant gemeint, sondern bezieht sich mehr auf brennende Probleme im Reformprozess.

Bundesbildungsministerin Schavan legt Entwurf für Nationales Stipendienprogramm-Gesetz (NaStipG) vor!

Wie u.a. in „Die Zeitberichtet, will das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zukünftig bis zu 160 000 der leistungsbesten Studenten in Deutschland mit einem monatlichen Stipendium von 300 Euro fördern.

Dies sieht der Entwurf des Nationales Stipendienprogramm-Gesetz (NaStipG) vor, der am Wochenende Bundesländern und Verbänden zur Stellungnahme übersandt wurde. Finanziert werden sollen die Stipendien je zur Hälfte aus staatlichen Mitteln sowie aus Spenden von Wirtschaft und Sponsoren. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Vergabe der Stipendien ausschließlich nach Leistung und Begabung erfolgen soll. Gesellschaftliches Engagement und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sollen ebenso berücksichtigt werden, wie familiäre Herkunft oder Migrationshintergrund.
Das Modell ist an das nordrhein-westfälische Landesstipendiensystem angelehnt, welches seit einem Jahr existiert. Die Notwendigkeit eines Bundesgesetzes wird im BMBF begründet mit der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet.

Kritisch geäußert hat sich Professor Andrä Wolter von der TU Dresden in einem Interview im Informationsdienst „Böckler Impuls“ der Hans-Böckler-Stiftung. Wolter plädiert für eine deutliche Ausweitung des allgemeinen Bafögs für bedürftige Studenten, da das geplante Gesetz die Probleme der Studienfinanzierung in Deutschland nicht löse.

Gutachten über das Recht auf inklusive Bildung

Nach einem neuen Gutachten von Prof. Dr. Eibe Riedel zur Wirkung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung auf das deutsche Schulsystem, welches von der Elterinitiative „Landesarbeitsgemeinschaft Gemeinsam leben gemeinsam lernen Nordrhein-Westfalen“ (zur Pressemitteilung) und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) (zur Pressemitteilung) in Auftrag gegeben wurde, haben behinderte Kinder sofort das Recht, gemeinsam mit nicht behinderten Kindern eine allgemeine Schule zu besuchen. Dieser Anspruch gilt für das einzelne Kind unabhängig von anders lautenden Schulgesetzen.

D.h., dass Bund und Länder zügig inklusive Bildung verwirklichen und dafür auch Qualitätsmaßstäbe festlegen müssen. Dies ist besonders wichtig, da Deutschland ohnehin in der Schulbildung für behinderte Kinder hinterherhinkt und im europäischen Vergleich mit einer Integrationsquote von 15,7 Prozent den letzten Platz belegt.

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, begrüßt das Gutachten und forderte die Länder auf, Vorkehrungen für hochwertige inklusive Bildung zu treffen (zur Pressemitteilung).

Sachverständigenrat empfiehlt Bildungsoffensive

Wie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet wird, fordert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die Bundesregierung dazu auf, eine „Bildungsoffensive“ zu starten. Zur Überwindung der Krise und einer nachhaltige Erholung reichen die bisherigen Bemühungen nicht aus. Zu diesem Ergebnis kam unlängst auch schon der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsminister. Zwei Defizite hat der Sachverständigenrat im internationalen Vergleich ausgemacht. Diese sind zu niedriges Bildungsniveau und fehlende Chancengleichheit. Der Sachverständigenrat hat dabei sehr wohl im Blick, dass bei der zwischen Bund und Ländern verabredeten Steigerung der gesamtstaatlichen Ausgaben für Bildung und Forschung bis 2015 auf 10 Prozent die Konsolidierung schwieriger wird, aber dem generellen Ziel nicht widersporchen wird. Er rät deshalb, mehr in die frühkindliche Erziehung zu investieren, wozu auch ein verpflichtendes Vorschuljahr und die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen gehört.

Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses

Am 15.10.2009 hat die Kultusministerkonferenz (KMK) auf ihrer 327. Plenarsitzung in Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses u.a. beschlossen, dass die Bundesländer die Hochschulen dazu auffordern, „im Rahmen der ländergemeinsamen Strukturvorgaben bei der Einführung neuer Studiengänge die vorhandene Bandbreite von Regelstudienzeiten in Bachelor-Studiengängen (die sechs, sieben oder acht Semester betragen kann) zu nutzen.“ In diesem Zusammenhang sollen die Hochschulen auch Studieninhalte überprüfen und in den Studiengangskonzepten Mobilitätsfenster vorzusehen, die einen Wechsel zwischen den Hochschulen erleichtern sollen.

Im Vorfeld hatte der Deutsche Hochschulverband (DHV) konsequentes Handeln der KMK gefordert um das Vertrauen in den Bologna-Prozess zurückgewinnen zu können.

Auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, sieht ein positives Signal durch die Beschlüsse der KMK zum Bologna-Prozess. Ermutigend findet Frau Schavan zudem, dass die Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Bachelor-Absolventen durch das Internationale Zentrum für Hochschulforschung INCHER-Kassel zeigen, dass „diejenigen Bachelorabsolventen, die den Schritt in die Berufstätigkeit nach ihrem ersten akademischen Abschluss getan haben, gut vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden.“

Pressemitteilung der KMK zu ihren Beschlüssen zur Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses vom 15.10.2009
Pressemitteilung des DHV zur Reform des Bologna-Prozesses
Resolution des DHV zur Reform des Bologna-Prozesses vom 04.09.2008
Pressemitteilung des Bundesministerium für Bildung und Forschun (BMBF)

OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ vorgestellt!

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Studie „Bildung auf einen Blick 2009“ vorgestellt.
Die Interpretationen über das für Deutschland festgestellte Ergebnis sind sehr unterschiedlich. Aus Sicht der OECD sind trotz Wirtschaftskrise von Deutschland mehr Investitionen in die Bildung zu fordern. Dabei bezieht sich die Forderung vor allem darauf, dass weltweit die Zahl der Menschen, die nur die geringste Zeit die Schule besuchen, fällt, aber gerade diese Zahl auch in Deutschland weiter steigt. So liegt Deutschland auch im Vergleich der Industireländer trotz geringer Verbesserung zurück, was die Erlangung eines Hochschulabschlusses betrifft.
Von Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) holt Deutschland z.B. bei der Studienanfängerquote auf. Das Ziel, dass 40 Prozent eines Alterjahrgangs ein Studium beginnen, wurde nur einem einen Prozentpunkt verfehlt. Sicherlich wurde auch die Quote derer erhöht, die ein Studium abschließen (1995: 14 Prozent/2007: 23 Prozent). Im internationalen Durchschnitt stieg diese Quote im selben Zeitraum aber von 18 auf 36 Prozent an.

Pressemitteilung der OECD
Pressemitteilung des BMBF